Yeti 575 Carbon im Test – Über Mythen und Legenden…

Test: Um das Yeti ranken sich Mythen und Legenden. Nicht greifbar und fernab der Zivilisation lebt es in entfernten Gegenden und nur wenige Menschen können behaupten, jemals dieses seltene Geschöpf gesehen zu haben – wenn überhaupt! Nicht viel anders verhält es sich mit den Bikes der Kultschmiede Yeti. Mit dem Yeti 575 Carbon hatten wir solch ein edles Bike im Test, mit einem für uns überraschenden Ergebnis! Ein Bericht über Mythen und Legenden…

Bereits optisch liegt das Yeti auf einem sehr hohen Level. Für Innovationen und ausgefeilte Technik war die Schmiede Yeti schon immer sehr bekannt – man denke hier an das Lawwill und das 303. Auch das Yeti 575 Carbon zeigt sich ansprechend und interessant zugleich. Dafür sorgt nicht nur das „Hydroforming“ Oberrohr und das markant wirkende Unterrohr, sondern auch der Hinterbau…und auf diesen sollte man mal ein genaues Auge werfen!

Sehr interessant ist bei dem abgestützten Eingelenker die „Alternativlösung“ der normalerweise verbauten Lager oberhalb der Hinterradachse. Anstatt der Lager besitzt das Yeti 575 Carbon an dieser Stelle „nur“ eine flexende Verbindung! Der Vorteil dieser Lösung: Leichter und wartungsärmer als herkömmliche Lager! Auch wenn man am Anfang dieser Lösung etwas skeptisch gegenübersteht, so viel können wir verraten, es funktioniert… und hält!

Der Modellname „575“ kommt nicht von ungefähr, sondern bezeichnet den Federweg am Heck mit 5,75 Zoll, also 146 mm. Auch die Bezeichnung „Carbon“ hat natürlich ihren Sinn, da der Hinterbau des Yeti 575 Carbon aus Carbon besteht. Mit dem satten Federweg ist das Yeti 575 für Long-Travel Federgabeln von 140mm bis 160mm Federweg vorgesehen. Das im Bereich All-Mountain anzusiedelnde 575 basiert auf Yeti’s XC-Racer AS-R, allerdings mit kräftigem Federwegzuwachs.

„AS“ steht bei Yeti für Active Suspension. Yeti verspricht sich durch das am Anfang des Federwegs straffere Ansprechverhalten eine bessere Dämpferperformance. Auch wenn es von Yeti so gewollt ist, wir konnten uns mit dem degressiven Fahrwerk nicht so recht anfreunden. Kleine Unebenheiten werden vom Fahrwerk kaum geschluckt und direkt an den Fahrer weitergegeben. Erst bei weiterer Beanspruchung des Federwegs wird der Hinterbau softer, ohne aber spürbar progressiv gegenzusteuern.

Die Sitzposition auf dem Yeti 575 ist leicht nach hinten verlagert. Das Yeti lässt sich hervorragend pedalieren, bietet guten Vortrieb und eignet sich hervorragend für ausgedehnte Touren mit viel Höhenmetern. Ein sehr großer Vorteil ist hier die voll versenkbare Sattelstütze. Auch bergab gefällt die Fahrerposition auf dem Bike. Das Yeti liegt sehr gut in der Hand. Der Lenkwinkel ist mit der verbauten Gabel für ein All-Mountain erstaunlich flach. Auf Trails entwickelt sich das Yeti durch das agile Handling zur Spaßmaschine.

Im Grenzbereich regiert das 575 leicht untersteuernd. Die Front unterstützend haben wir vorne einen breiteren Reifen als hinten montiert. Unser Bike rollte somit vorne mit einer 2.5er Walze, während hinten ein 2.25er Reifen seinen Dienst versah. Auffallend ist, dass der Carbon-Hinterbau des Yeti sehr schmal ausfällt. Wer hinten eine dickere „Pelle“ fahren möchte, wird enttäuscht sein. Viel mehr als den verbauten Reifen kann der Hinterbau leider nicht aufnehmen.

Ein weiterer Grund zur Kritik ist für uns der flexende Hinterbau des Yeti 575 Carbon. Hier würden wir uns mehr Seitensteifheit wünschen. Absolut top ist die Verarbeitung des Rahmens. Kein Makel stört das Auge! Erstklassig! Erhältlich ist das Yeti 575 Carbon als Rahmen mit dem FOX RP23 Dämpfer für etwa 1700 Euro. Komplettbikes variieren von der Austattung je nach Händler. Wir wollen dennoch kurz auf die verbauten Komponenten dieses Bikes, besonders auf die Marzocchi Gabel, eingehen.

Als große Enttäuschung erwies sich für uns die verbaute Marzocchi 55 ETA mit den stattlichen 160mm Federweg. Das sonst von Marzocchi-Gabeln gewohnte erstklassige Ansprechverhalten vermissten wir bei dieser Gabel allerdings komplett. Nur widerwillig gab die Marzocchi 55 ETA ihren Federweg frei und sorgte so für unseren Unmut. Eine Gabel mit Federwegsminimierung macht an dem Yeti 575 aber auf jeden Fall Sinn. Bei vollem Federweg einer Gabel des Kalibers wie der Marzocchi 55 wird die Nase des Yeti 575 bei steilen Rampen etwas leicht und fängt an zu steigen. Durch die Aktivierung des ETA der Marzocchi 55 ETA wurde die Klettereigenschaft erheblich verbessert. An den verbauten DT Swiss-Laufräder und der standfesten Magura Louise gibt es nichts auszusetzen und kann für den Einsatz am Yeti absolut empfohlen werden.

Fazit:
Mythen und Legenden…wenn man eine trifft, ist man ein wenig enttäuscht. Das Yeti macht durch das agile Handling Spaß und begeistert durch eine erstklassige Verarbeitung, das degressive Fahrwerk und der flexende Hinterbau stoßen aber, zumindest bei uns, auf wenig Gegenliebe.

Größen: S, M, L, XL
Farbe: schwarz, orange, grau, türkis
Gewicht des Rahmens: 2850 Gramm (Werksangabe)
Preis: etwa 1700 Euro

Mehr Infos unter www.yeticycles.ch