Focus Zonukwa – Yes Sir, I am a Lady – Test

Vorsichtig und leise wird die Türe des Arbeitszimmers geöffnet. Behutsam schleicht ein Mann im Morgengrauen durch das Zimmer, um am anderen Ende des Zimmers das Objekt seiner Begierde vorsichtig vom Radständer zu nehmen. Leise, das Bike schiebend, wird der Weg zur Haustüre eingeschlagen. Erst als die Haustüre wieder mit einem „Klack“ ins Schloss fällt, atmet der Mann auf. Diese Szene entstammt keinem Tatort, sondern der Realität. Das Bike, ein Focus Zonukwa, gehört der besseren Hälfte des vermeintlichen Diebes. Und diese schläft noch tief und fest an diesem Morgen.

Brav sieht es nicht aus, das Focus Zonukwa. Die giftige Lackierung passt zum Charakter des kleinen Focus. Durch das kurze Oberrohr und den kleinen Radstand ist das Zonukwa ein Genuss auf verwinkelten Trails. Wo andere Bikes sich schwerfällig durch enge Serpentinen quälen, zirkelt das Focus leichtfüßig von Spitzkehre zu Spitzkehre. Diese Wendigkeit wird allerdings durch ein unruhiges Fahrverhalten auf schnellen Trails „erkauft“. Die Frage, ob das Zonukwa auch als 2006er Modell noch als „ladylike“ bezeichnet werden darf, ist Ansichtssache. Unsere Testfahrerin kritisierte das unruhige und nervöse Fahrverhalten des kleinen Bikes. Das Zonukwa braucht eine starke Führungshand. Mit dieser ist Fahrspaß allerdings garantiert. Die Magura Julie Scheibenbremse hält das knapp 13 Kilogramm wiegende Zonukwa gut im Zaum. Die Bremshebel können auch an kleinere Hände und Finger angepasst werden. Der Gelsattel „Speed She Pro“ von WTB ist definitiv „ladylike“. Aber auch die Herren der Schöpfung können auf diesem Sattel bequem Platz nehmen.

Die Ausstattung des Focus ist solide. Alle verbauten Komponenten erwiesen sich trotz härterer Einsätze als absolut zuverlässig. Der Rahmen des Zonukwa überzeugte nicht nur durch Stabilität und Optik, sondern auch von der Verarbeitung. Nicht ganz überzeugen konnte die Federgabel. Die Manitou Splice Comp Air mit 100 mm Federweg verhielt sich vom Ansprechverhalten etwas „bockig“ und trug sicherlich ihren Teil zu dem unruhigen Fahrverhalten des Zonukwa auf schnellen Trails bei. Für Straßenracer und Uphiller lohnt der Griff zum Lockout-Schalter der Gabel. Die Einstellung der Zugstufe sucht man allerdings vergeblich.

Das Zonukwa läßt sich erstklassig beschleunigen. Der steife Rahmen überträgt die Muskelkraft konsequent in Vorwärtsbewegung. Bei steilen Uphills sorgt der kurze Rahmen allerdings für ein schnelles Abheben des Vorderrades. Eine Gewichtsverlagerung des Bikers oder der Bikerin in Richung Front des Zonukwa ist für steile Uphills unerlässlich. Die verbaute Deore/LX-Kombination von Shimano funktioniert zufriedenstellend. Der gekröpfte Lenker von Ritchey sorgt für eine gute sportliche Sitzhaltung, mit der auch lange Touren nicht zur Tortur werden. Die Bereifung mit Schwalbes Smart Sam darf als ein Kompromiss aus Rollverhalten und Traktion angesehen werden und wurde im Verlauf des Tests durch griffigere Reifen ausgetauscht. Der angebrachte „Rockring“, normalerweise mit der Funktion zum Schutze des Kettenblattes, ist mehr Schein als Sein und musste direkt nach der ersten Ausfahrt mit „Fremdkontakt“ demontiert werden.

Zufrieden kehrt der vermeintliche Dieb nach Hause zurück. Das kurze Oberrohr und die niedrige Rahmenhöhe scheinen eine gute Basis für ein Ladybike zu sein. Die aufrechte Sitzposition sorgt für ein entspanntes Biken. Der Sattel trägt sein Übriges dazu bei. Das Zonukwa ist keine Lady, sondern eher eine fauchende Wildkatze, die es zu zähmen gilt. Wer das Kätzchen im Griff hat, egal ob Herrchen oder Frauchen, wird mit dem Zonukwa sehr viel Spaß haben. Vor allem auf technisch verwinkelten Trails, mit engen heftigen Wendemanövern, kann das Zonukwa seine Stärken voll ausspielen. Geradezu mit einem Trialcharakter ist es das Spaßmobil für technische Highlights. Problem bereitet der kurze Radstand bei schnellen Passagen. Dort reagiert das Zonukwa etwas nervös. Das tief liegende Tretlager führt zu häufigen und ungewollten Bodenkontakten.

Fazit:

Robuste und superwendige Singletrailrakete. Auf technisch verwinktelten Trails kann das Focus Zonukwa seine Stärken voll ausspielen.

Gewicht: etwa 12,9 Kilogramm
Farbe: pisabeige/santosorange
Erhältliche Rahmengrößen: 40, 45 und 50cm
Preis: 899, 00 Euro

Mehr Infos unter: www.focus-bikes.de