Das in Pulheim bei Köln ansässige Unternehmen GermanXia hat sich auf Mobilität im E-Bike Bereich spezialisiert. Neben Komplettbikes umfasst das Portfolio auch verschiedene Umrüstsätze, mit denen ein herkömmliches Fahrrad zum E-Bike umgerüstet werden kann. Einen besonders unkomplizierten Umbau verspricht der GermanXia E-Bike Vorderrad-Umrüstsatz, da hier grob umrissen lediglich das Vorderrad getauscht und wenige elektronische Elemente montiert werden müssen. Wir wollten wissen: wie unkompliziert ist der Umbau wirklich und wie bewährt sich der Antrieb im Praxistest?
Im Test: GermanXia Vorderrad-Antrieb mit LED Display und PAS-Sensor
Die vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten der GermanXia E-Bike Umrüstsätze ermöglichen einen sehr individuellen Aufbau des Fahrrades zum Pedelec. Angeboten wird der bürstenlose, wartungsfreie 250 Watt Vorderrad-Nabenmotor in Kombination mit Laufrädern von 20 bis 28 Zoll. Der Vorderrad-Nabenmotor ist speziell auf die Laufradgröße abgestimmt. Für die Begrenzung der Unterstützung auf maximal 25 km/h sorgt ein interner Hallsensor. Wir hatten im Test die 26 Zoll Version als Standardpaket mit LED Display und PAS-Sensor. Bei der Bestellung müssen die Einbaubreite und die Möglichkeit der Scheibenbremsmontage explizit angegeben werden. Auch bei den Akkus bietet GermanXia mehrere Optionen an. Aufgrund der universellen Verwendbarkeit haben wir uns für einen 36V/11.6 Ah Trinkflaschen-Akku entschieden.
E-Bike Umrüstsatz: Erstaunlich wenig Teile
Erstaunlich ist der Blick auf die für den Umbau zum E-Bike benötigten Teile. Der Umrüstsatz besteht lediglich aus Akku, Laufrad, zwei Bremshebeln, Display, Controller, TF-Sensor und Kabeln – das war es schon. Das Gesamtgewicht in unserer Ausführung beträgt knapp 6,6 Kilogramm, den größten Teil davon beanspruchen der Akku mit 2933 Gramm und das Laufrad mit 2891 Gramm. Die Komponenten machen einen hochwertigen Eindruck. Das Vorderrad ist sauber eingespeicht und zentriert. Die Verwendung von dickeren Speichen in Kombination mit der robusten 36-Loch Alu-Felge spricht für den Qualitätsanspruch des Herstellers. Sowohl der Controller als auch der Akku und der Motor weisen zudem eine CE-Kennzeichnung auf. Nicht unwichtig, da der Hersteller damit erklärt, dass das Produkt den geltenden Anforderungen entspricht.
Es geht los: Montage des Vorderrades, des Akkus und des Controllers
Der Einbau des Vorderrades ist selbsterklärend. Das Motorkabel muss sich an der linken Seite befinden und nach dem Einbau nach hinten zeigen. Die mitgelieferten Nasenscheiben verhindern ein Verdrehen des Antriebs im Betrieb. Laut Hersteller sollte die Gabel vorzugsweise aus Stahl bestehen. Bei Federgabeln und Aluminiumgabeln darf der Einbau nur nach Rücksprache mit dem Hersteller oder Fachhändler erfolgen. Der Trinkflaschenakku wird mit der mitgelieferten Halteschiene am Flaschenhalter des Rahmens befestigt, lässt sich aber ebenso in der Seitentasche platzieren. Wir haben beides ausprobiert. Beim Controller empfiehlt der Hersteller die Unterbringung in einer wasserdichten Tasche unterhalb des Sattels, aber auch hier gibt es verschiedene, individuell passende Lösungsoptionen.
Trittsensor und Magnetscheibe montieren kann kniffelig werden
Komplizierter gestaltet sich hingegen der Einbau des Trittsensors und der Magnetscheibe. Für die Arbeit am Tretlager wird spezielles Werkzeug benötigt – und definitiv Erfahrung beim Schrauben. Der Trittsensor muss mittels des Anschlagbunds auf der rechten Seite des Tretlagers montiert werden. Hierfür ist es erforderlich sowohl die Kurbel als auch das Innenlager zu demontieren. Nicht vergessen werden darf die Magnetscheibe, die vor der Montage der Kurbel auf die Tretlagerwelle geschoben werden muss. Ausgelegt sind der PAS-Sensor und die Magnetscheibe für gängige Tretlagergehäuse, nicht aber für US BB. Das vom BMX bekannte 51 mm Tretlager findet sich oft an Cruisern. Hier bedarf es dann – wie in unserem Fall – eines individuellen Lösungsansatzes. Spätestens hier zeigt sich, dass der Umbau nicht mit wenigen Handgriffen erledigt ist.
Austausch der Bremshebel und anschließende Verkabelung
Die Montage der mitgelieferten Bremshebel macht absolut Sinn: Bei Betätigung des Hebels wird das E-Bike System vom Bremsvorgang unterrichtet, wodurch der Antrieb unmittelbar unterbrochen wird. Das trägt nicht nur enorm zur Fahrsicherheit bei, sondern schont gleichzeitig die Energiereserven. Die Bremshebel sind für Cantilever-Bremsen ausgelegt und lassen sich somit auch bei mechanischen Scheibenbremsen verwenden. Für den Betrieb des Motors ist der Austausch nicht zwingend erforderlich. Das Display wird gut erreichbar am Lenker befestigt. Die anschließende Verkabelung kann selbst ohne elektrische Vorkenntnisse in Angriff genommen werden. Dank der farbcodierten wasserdichten Stecker und Buchsen ist ein falsches Anschließen nahezu unmöglich. Die Pfeilmarkierungen auf den Steckern und Buchsen erleichtern die korrekte Ausrichtung.
Konfiguration des Systems entfällt
Nach dem E-Bike Umbau kann der GermanXia Vorderrad-Antrieb sofort in Betrieb genommen werden. Da eine Konfiguration des Systems mit dem LED Display weder nötig noch möglich ist, steht dem sofortigen Einsatz nichts im Wege – vorausgesetzt der Akku ist geladen. Das Aufladen des Akkus kann direkt am Bike oder auch nach Entnahme des Akkus erfolgen. Die seitliche Entnahme aus dem Akkuhalter heraus ermöglicht selbst auf engem Raum ein unkompliziertes Handling des Energiespeichers. Durchdacht ist ebenfalls die kleine Griffmulde für ein einfacheres Tragen. Ein weiteres Feature ist die Diebstahlsicherung des Akkus per Schlüssel. Abgerundet wird der Trinkflaschenakku durch eine per Taste aktivierbare Akku-Ladezustand-Anzeige.
Der GermanXia 26″ Vorderrad-Antrieb E-Bike Umbausatz im Praxistest
Die Tretunterstützung erfolgt bei Betätigung der Kurbel und setzt relativ schnell, wenn auch nicht sofort ein. Sobald das System eine Tretbewegung registriert, sorgt der GermanXia Vorderrad-Antrieb für Schub. Abhängig von der gewünschten Unterstützungsstufe kann der Vortrieb überraschend kraftvoll sein. Selbst ein schwerer Cruiser bekommt so ordentlich Beine. Die Unterstützung läuft etwas nach, das gilt ebenso, wenn die Tretbewegung beendet wird. Eine sofortige Unterbrechung der Tretunterstützung ist dennoch möglich. Hierfür muss nur einer der Bremshebel betätigt werden. Die Montage der mitgelieferten Bremshebel macht also absolut Sinn.
PAS-Sensor vs. Drehmomentsensor
Der Sensor hat einen entscheidenden Einfluss auf die Fahrcharakteristik. Im Gegensatz zum Drehmomentsensor – der gegen Aufpreis bei GermanXia erhältlich ist – signalisiert der PAS-Sensor dem System nur, dass eine Tretbewegung (in die richtige Richtung) stattgefunden hat. Von da an setzt die Unterstützung gemäß des eingestellten Modi ein. Das System agiert somit unabhängig vom Pedaldruck. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, das selbst bei einer abgesprungenen Kette der Antrieb für Schub sorgt – vorausgesetzt es wird weiter in die Pedale getreten. Wer sich eine natürlich wirkende Unterstützung wünscht, kommt nicht an einem Drehmomentsensor vorbei. Nachteil: Der Drehmomentsensor ist teurer und das Kabel muss aus dem Tretlager herausgeführt werden.
Bedienung des Systems
Die übersichtliche Gestaltung des LED-Displays ermöglicht eine sehr einfache Bedienung des Systems. Zur Verfügung stehen insgesamt fünf Unterstützungsmodi, die per LED angezeigt werden. Vier LEDs geben den aktuellen Akkuzustand an. An- und Ausschalten lässt sich das System mittels eines separaten Knopfs. Die einzelnen Modi wirken sich spürbar auf den Grad der Unterstützung aus. Besonders in den beiden stärksten Modi überrascht der Antrieb durch enormen Zug – Zug deshalb, weil der Vorderradantrieb das Fahrrad zieht, und nicht schiebt wie bei einem Hinterrad- oder Mittelmotorantrieb. Wer bisher „nur“ mit einem „normalen“ Fahrrad unterwegs war, benötigt aufgrund der veränderten Fahrcharakteristik etwas Eingewöhnungszeit.
Reichweite des GermanXia Vorderrad-Antriebs mit 36V/11.6 Ah Trinkflaschen-Akku
Kaum ein Wert lässt mehr Raum für freie Interpretationen wie die Reichweite eines E-Bikes. Zu viele Faktoren haben Einfluss, um wirklich eine genaue Aussage treffen zu können. Unser Testbike verfügte nicht nur über sehr breite Reifen, sondern war mit einem Gesamtgewicht von knapp über 30 Kilogramm auch recht schwer. Hinzu kam noch das Fahrergewicht von etwa 80 Kilogramm. Dennoch waren bei günstigen Wetterverhältnissen und wenig Steigungen ohne Probleme 80 Kilometer möglich. Damit haben wir uns aber nicht begnügt und forderten das System in der Eifel heraus. Auf einer Tour, wo lediglich die beiden stärksten Unterstützungsstufen aktiviert waren, schaffte der Akku eine Reichweite von 34 Kilometern – und das mit 400 Höhenmetern.
Gewöhnungsfaktor Maximalstufe
Der PAS-Sensor ermöglicht ein sehr kraftsparendes Vorankommen mit dem Bike. Wie bereits beschrieben reicht ein leichtes Treten, und der Antrieb legt los. In der höchsten Unterstützungsstufe wird dank des maximalen Drehmoments von 42 Newtonmetern selbst schweren Stahlrössern ordentlich Leben eingehaucht. Wir waren von der Power des Antriebs wirklich überrascht. Der Unterstützungsgrad verringert sich natürlich mit steigender Fahrgeschwindigkeit progressiv und endet den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend bei 25 km/h. Um Schäden am Motor zu verhindern, verfügt das System über einen Thermoschutz. Selbst auf langen Steigungen in der Eifel mit Maximalstufe konnten wir keine Aussetzer durch eine thermische Überlastung feststellen.
Woher kommt das Knacken und Knarzen?
Allerdings ist eine andere Sache relativ schnell aufgefallen. Nach etwa 50 Kilometern machte sich der Antrieb durch ein Knacken und Knarzen bemerkbar. Die Ursache dessen war jedoch schnell ausgemacht: die Speichen hatten sich stark gelockert. Nach dem Festziehen und Zentrieren des Laufrades hatte sich das Problem erledigt. In Anbetracht der Tatsache, dass auch bei Neurädern nach kurzer Betriebszeit unbedingt eine Erstinspektion empfohlen wird, sehen wir das nicht als Minuspunkt an. Abgesehen hiervon überzeugte der GermanXia Vorderrad-Antrieb bei uns während der gesamten Testphase durch hohe Zuverlässigkeit. Dank der wasserdichten Stecker stellten selbst Fahrten bei Regen kein Problem dar.
Fazit
Der Umbau eines Fahrrades mit dem GermanXia Vorderrad-Antrieb stellt durchaus eine gute Alternative zu einem „fertigen“ E-Bike dar. Allerdings müssen einige Dinge beachtet werden, damit der Umbau nicht nur dem Gesetz entspricht, sondern auch ausreichend Fahrsicherheit bietet. Wer sich ein natürliches Fahrgefühl wünscht, sollte zudem nicht den PAS-Sensor, sondern einen Drehmomentsensor verbauen. Last but not least: Der Umbau erfordert handwerkliches Geschick, Fachkenntnisse und spezielles Werkzeug, weshalb wir für die Umrüstung unbedingt eine Fachwerkstatt empfehlen würden.
Wichtiger Hinweis: Wer sein Fahrrad mit dem Umbausatz umrüstet, wird zum Inverkehrbringer des umgerüsteten Pedelecs und steht dementsprechend auch in der Haftung!
GermanXia 26″ Vorderrad-Antrieb mit 36V/11.6 Ah Trinkflaschen-Akku: Details
- Antriebsart: Pedelec-Antrieb mit Tretkraftunterstützung bis 25 km/h
- Antrieb: Bürstenloser, wartungsfreier 250 Watt Vorderrad Nabenmotor
- Spitzenleistung*: 500 Watt
- Max. Drehmoment*: 42 Nm
- Gewicht des Umbausets: Etwa 6,6 Kilogramm (Akku: 2933 Gramm / Laufrad: 2891 Gramm)
- Verfügbare Laufradgrößen: 20″ bis 28″
- Alle Komponente sind zertifiziert und entsprechen den Anforderungen der CE, EMC und RoHS
- Preis der getesteten Ausführung komplett: 822,00 Euro
- Web: www.germanxia.de
*Angaben des Herstellers