Die Vorteile eines Fahrrades mit eingebautem Rückenwind liegen auf der Hand. Die Wege lassen sich nicht nur schneller, sondern vor allem kraftsparender zurücklegen. Durchaus verlockend ist natürlich der Gedanke, mit einem entsprechenden Umrüstsatz das eigene Fahrrad in ein E-Bike, genauer gesagt Pedelec, umzuwandeln. Einen besonders unkomplizierten Einbau versprechen Vorderrad-Umrüstsätze, da grob umrissen lediglich das Vorderrad getauscht und wenige elektronische Elemente montiert werden müssen. Wie der Umbau funktioniert, zeigen wir hier anhand eines Umbausatzes des Kölner Unternehmens GermanXia.
E-Bike Umrüstsatz: Erstaunlich wenig Teile
Im Internet finden sich verschiedenste E-Bike Umbaukits von unterschiedlichsten Herstellern – darunter auch GermanXia. In diesem Werkstatt-Special greifen wir auf ein fertig eingespeichtes Vorderrad mit 250 Watt Nabenmotor mit 100 mm Einbaubreite und Scheibenbremsaufnahme des Kölner Unternehmens zurück. Unsere Wahl fiel zudem auf das Standardpaket mit LED Display und PAS-Sensor. Beim Akku haben wir uns aufgrund der universellen Verwendbarkeit für einen Trinkflaschen-Akku entschieden. Die für den Umbau zum E-Bike benötigten Teile sind tatsächlich sehr überschaubar. Der Umrüstsatz besteht lediglich aus Akku, Laufrad, zwei Bremshebeln, Display, Controller, TF-Sensor und Kabeln. Sowohl der Controller als auch der Akku und der Motor weisen eine CE-Kennzeichnung auf. Nicht unwichtig, da der Hersteller damit erklärt, dass das Produkt den geltenden Anforderungen entspricht. Ein großer Unterschied zu Umbausätzen aus dubiosen Quellen.
Montage des Vorderrades, des Akkus und des Controllers
Der Einbau des Vorderrades ist selbsterklärend. Das Motorkabel muss sich an der linken Seite befinden und nach dem Einbau nach hinten zeigen. Die mitgelieferten Nasenscheiben verhindern ein Verdrehen des Antriebs im Betrieb. Laut Hersteller sollte die Gabel vorzugsweise aus Stahl bestehen. Bei Federgabeln und Aluminiumgabeln darf der Einbau nur nach Rücksprache mit dem Hersteller oder Fachhändler erfolgen. Der von uns verwendete Trinkflaschen-Akku wird mit der mitgelieferten Halteschiene am Flaschenhalter des Rahmens befestigt, lässt sich aber ebenso in der Seitentasche platzieren. Beim Controller empfiehlt der Hersteller die Unterbringung in einer wasserdichten Tasche unterhalb des Sattels, aber auch hier gibt es verschiedene, individuell passende Lösungsoptionen.
Für ein gutes Handling auf ein ausbalanciertes Gewichtsverhältnis achten
Durch den verbauten Antrieb fällt das Gesamtgewicht des Bikes natürlich höher aus. Beim Umbau sollte daher immer das zulässige Systemgewicht des Fahrrades beachtet werden. Bemerkbar macht sich das Mehrgewicht in erster Linie beim Tragen und beim Rangieren. Die Lage des Akkus sollte für ein besseres Handling daher möglichst tief und zentral gewählt werden, zum Beispiel am Sattelrohr. Am oder besser auf dem Gepäckträger macht die Platzierung ebenfalls durchaus Sinn. Für diesen Fall bietet GermanXia spezielle Gepäckträger-Akkus an. Wenig sinnvoll ist die Montage des knapp 3 Kilogramm wiegenden Akkus an der Front des Bikes wie zum Beispiel am Lenker oder in einer Lenkertasche. Hierdurch würde zu viel Gewicht auf dem Vorderrad lasten und somit die Fahreigenschaften äußerst negativ beeinflussen.
E-Bike Umrüstsatz: Trittsensor und Magnetscheibe montieren kann kniffelig werden
Komplizierter gestaltet sich hingegen der Einbau des Trittsensors und der Magnetscheibe. Für die Arbeit am Tretlager wird spezielles Werkzeug benötigt – und Erfahrung beim Schrauben. Der Trittsensor muss mittels des Anschlagbunds auf der rechten Seite des Tretlagers montiert werden. Hierfür ist es erforderlich sowohl die Kurbel als auch das Innenlager zu demontieren. Nicht vergessen werden darf die Magnetscheibe, die vor der Montage der Kurbel auf die Tretlagerwelle geschoben werden muss. Ausgelegt sind der PAS-Sensor und die Magnetscheibe für gängige Tretlagergehäuse, nicht aber für US BB. Das vom BMX bekannte, großdimensionierte 51 mm Tretlager findet sich oft an Cruisern. Hier bedarf es dann eines individuellen Lösungsansatzes.
Umrüstsatz: Funktionsweise des PAS-Sensors
Mittels des PAS-Sensors registriert das System eine Tretbewegung. Der komplette Sensor besteht aus einer fest an der Kurbel montierten Scheibe mit integrierten Magneten sowie einem am Tretlagergehäuse befestigten Sensor, der beim Passieren der einzelnen Magnete einen elektrischen Impuls sendet. Im Gegensatz zum Drehmomentsensor wird dem System nur signalisiert, dass eine Tretbewegung (in die richtige Richtung) stattgefunden hat. Von da ab setzt die Unterstützung gemäß des eingestellten Modi ein. Das System agiert somit also nicht dynamisch zur einsetzenden Kraft. Das heißt im Klartext: Selbst bei einer abgesprungenen Kette sorgt der Antrieb für Fortbewegung – solange in die Pedale getreten wird.
Austausch der Bremshebel und anschließende Verkabelung des Umrüstsatzes
Die Montage der mitgelieferten Bremshebel macht absolut Sinn: Bei Betätigung des Hebels wird das E-Bike System vom Bremsvorgang unterrichtet, wodurch der Antrieb unmittelbar unterbrochen wird. Aufgrund des Nachlaufs des Motors trägt das nicht nur enorm zur Fahrsicherheit bei, sondern schont gleichzeitig die Energiereserven. Die Bremshebel sind für Cantilever-Bremsen ausgelegt und lassen sich somit auch bei mechanischen Scheibenbremsen verwenden. Für den Betrieb des Motors ist der Austausch nicht zwingend erforderlich. Das Display wird gut erreichbar am Lenker befestigt. Die anschließende Verkabelung kann selbst ohne elektrische Vorkenntnisse in Angriff genommen. Dank der farbcodierten wasserdichten Stecker und Buchsen ist ein falsches Anschließen nahezu unmöglich. Die Pfeilmarkierungen auf den Steckern und Buchsen erleichtern die korrekte Ausrichtung.
Das war es schon!
Nach dem E-Bike Umbau kann der Vorderrad-Antrieb in Betrieb genommen werden. Da im Falle des GermanXia Umrüstsatzes eine Konfiguration des Systems mit dem LED Display weder nötig noch möglich ist, steht dem sofortigen Einsatz nichts im Wege – vorausgesetzt der Akku ist geladen. Unabdingbar ist natürlich ein vorheriger gründlicher Sicherheits- und Funktionscheck des Bikes sowie des Antriebs. Funktionieren die Bremsen, sind alle Schrauben fest angezogen und lassen sich der Akku sowie das Display einschalten? Die Kabel dürfen weder die Lenkung einschränken noch zu stramm verlegt sein. Besteht die Gefahr, dass die Isolierung der Kabel im Fahrbetrieb Schaden nimmt? Auf den ersten Metern ist zudem das Ansprechverhalten des PAS-Sensors zu prüfen und bei Bedarf die Position zu korrigieren. Wichtig: Am Besten mit keiner oder nur schwacher Unterstützung anfahren und danach erst die Unterstützung stufenweise erhöhen.
Alle Angaben dienen nur als Information und ersetzen nicht die Fach-Werkstatt! Aus diesem Grund übernehmen wir keine Haftung für Personen- oder Sachschäden!
Die aktuell geltenden gesetzlichen Bestimmungen sowie die Herstellervorgaben müssen vorab eingeholt und dementsprechend eingehalten werden. Gleiches gilt für den Versicherungsschutz.