Nichts scheint gegensätzlicher zu sein als das Mountainbiken und das Rennrad fahren. Während der Biker Dreck liebt und es möglichst ruppig zur Sache gehen soll, bevorzugt der Rennradfahrer aalglatte Straßen. Optisch unterscheiden sich nicht nur die Fahrräder, sondern teilweise auch die Kleidungsstücke der Fahrer. Der Trend beim Biken geht, dank des Freeride Gedankens, zu lockeren und cooleren Klamotten, beim Rennrad scheint das, bis auf wenige Ausnahmen, nahezu undenkbar. Und wenn wir ehrlich sind, so richtig Grüne sind sich beide Parteien nicht. Und trotz der „Hürden“ kann der Griff des Mountainbikers zum Rennrad nicht nur Sinn machen, sondern letztendlich auch viel Spaß bereiten. Doch worauf ist beim Kauf eines Rennrades zu achten und was erwartet den Biker letztendlich?
Als Mountainbiker kennt man sich aus: SRAM X0 Schaltung, 2.5 er Bereifung, Matschreifen, SAG und so weiter und so fort. Schauen wir uns Rennräder an, merken wir schnell, dass wir umdenken müssen. Andere Bezeichnungen, andere Größen, andere Schaltgruppen etc. zeigen, dass wir es hier mit einer ganz anderen Materie zu tun haben. Dennoch gibt es auch viele Parallelen – zum Glück! Wie beim Mountainbike muss die Rahmengröße passen. Entweder berät der Händler vor Ort oder aber der Hersteller/Versender hat auf seiner Webseite eine Größentabelle abgebildet, die Auskunft über die richtige Rahmengröße gibt. Im Gegensatz zum MTB tendieren wir von der Fraktur beim Rennrad, sollte man sich genau zwischen zwei Rahmengrößen befinden, zum größeren Rahmen.
Die guten Erfahrungen mit den Mountainbikes des Versenders Rose haben uns dazu bewegt, im Rose Online Shop ein Rennrad zu bestellen. Die einfache Konfiguration und Zusammenstellung des Fahrrades geht schnell von der Hand und Randnotizen geben dem Besteller immer wieder gute Tipps zur Hand, wie zum Beispiel bei der Wahl der Übersetzung. Wir haben uns für den Langstreckenracer Rose Xeon DX-4400 entschieden. Das Rose Xeon DX ist speziell für lange Strecken ausgelegt und kommt somit unserem Ziel, Tagestouren um die 200 Kilometer zurückzulegen, sehr entgegen. Der Unterschied zum „normalen“ Racer ist vor allem in der etwas komfortableren Geometrie zu finden. Das Gewicht (Größe M) liegt mit den von uns verbauten Pedale und Bikecomputer bei 8,9 Kilogramm.
Selbst als eingefleischte Mountainbiker müssen wir dem Rose Versand Respekt zollen, da der Versender definitiv Mut zur Lücke beweist, nämlich dem Einsatz von Scheibenbremsen am Rennrad. Für uns Mountainbiker eine Normalität, ist die Akzeptanz der Roadracer den Scheibenbremsen gegenüber im Moment noch eher etwas zurückhaltend. Widmen wir uns nun dem Bestellvorgang. Vorab sollte man wissen, auf welchen Hersteller man bei der Schaltgruppe und bei den Bremsen setzt. Während das Rose Xeon DX-3000 mit Shimanos Ultegra Gruppe bestückt ist und auch Shimano Scheibenbremsen verbaut hat, setzt das Rose Xeon DX-4400 auf SRAM Force und Avid Bremsen. Bei den Scheibenbremsen beider Hersteller handelt es sich um mechanische Bremsen.
Nun steht der Konfiguration des Rädchens nichts mehr im Wege. Die Online-Konfiguration ist denkbar einfach, wobei man aber einige Punkte beachten sollte. Ein besonderes Augenmerk sollte man, mal abgesehen von der Farbe des Rahmens und der Gabel, der Kassettenabstufung schenken. Die eingeblendete Infobox informiert darüber, ob man zu einer Profiübersetzung oder doch lieber zu einer Bergübersetzung greifen sollte. Das Xeon DX kann, nicht nur bei der Übersetzung, perfekt an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Wem beispielsweise die standardmäßig verbauten Reifen zu breit sind, wählt halt schmalere. Man wünscht sich einen anderen Sattel oder Lenker? Kein Problem! Ein eventueller Aufpreis wird direkt angezeigt.
Wir beließen es bei unserem Rad bei der vorkonfigurierten Ausstattung. Da wir ja nicht aus unserer Haut können, haben wir die leichten Spank Spike Plattformpedale verbaut. Um direkt die Frage vorweg zu beantworten: Ja, die MTB Pedale passen! Die meisten werden sicherlich Klickpedale montieren, aber das soll jeder für sich entscheiden. Die Lieferung verlief optimal, aber anders kennen wir es vom Rose Versand auch nicht. Das Bike ist nahezu fertig montiert, nur wenige Handgriffe muss man selbst erledigen. Darunter zählt unter anderem das Ausrichten des Lenkers und die Montage der Pedale. Natürlich sollte man die Schrauben überprüfen, aber auch hier konnten wir keinen Ausreißer entdecken. Jetzt konnte es los gehen…
Das Rose Xeon DX sieht nicht nur schnell aus, es ist es auch. Unglaublich, wie der steife Alu-Rahmen die eingesetzte Kraft in Vorwärtsenergie umwandelt. Es ist schon fast beängstigend, wie schnell man mit dem Rennrad auf Geschwindigkeit kommt und – besser noch – das hohe Tempo auch halten kann. Das Xeon fliegt geradezu über den Asphalt und wer hätte gedacht, dass man auf dem Untergrund Spaß haben kann. Die Reifen surren leise und man merkt, dass das Rad für genau diese Aufgabe geschaffen wurde. Es ist wirklich wahr: Im Vergleich zum Rennrad ist das MTB ein Trekker, da kann man das MTB pimpen wie man will. Allerdings wird auch etwas anderes klar: Um wirklich Freude mit einem Rennrad zu haben, braucht man eine gute Asphaltdecke.
Nicht immer sind die Straßen perfekt. Bei schnellen Straßen bergab sind Schlaglöcher alles andere als witzig. Wo man mit dem MTB einfach „drüberbrät“, ist beim Rennrad schon hartes zupacken angesagt. Wir sind mit dem Xeon DX am Niederrhein als auch in der Eifel unterwegs gewesen. Während viele Fahrradfahrer den flachen Niederrhein wegen des stetigen und gleichmäßigen Vorankommens schätzen, lieben wir die Eifel. Es ist ein Traum, mit dem Xeon DX die schmalen und wenig befahrenen Kommunalstraßen hoch zu peitschen, um dann wieder ins nächste Tal kurvig bergab zu schießen. Das Xeon DX offenbart hier erstaunliche Stärken. Das Xeon liegt wie ein Brett. Der steife Rahmen sorgt für hohe Kurven- und Bremsstabilität.
Die verbaute Avid BB 7 ROAD Bremse mit den 160 mm Bremsscheiben verzögert zuverlässig und ist sehr gut dosierbar, womit auch (Scheibenbrems-)Anfänger nicht vor einer unlösbaren Aufgabe stehen. Selbst lange Abfahrten und heftiges Bremsen bringen die Bremsen nicht ans Limit. Im Vergleich zum MTB ist die am DX-4400 verbaute Bremse weitaus weniger bissig, was angesichts der schmalen Reifen und dem „schlanken“ Profil sicherlich Sinn macht. Wo wir schon bei den Reifen sind: Die Continental Grand Prix 4000 S (bei uns verbaut waren 700x25C) bieten sogar bei Nässe noch ordentlich Grip. Ein „Ausflug“ auf einen matschigen Wanderweg haben uns die Reifen aber nicht verziehen – null Grip, aber wer startet schon solche Aktionen?!
Die SRAM FORCE Schaltung bietet knackige Gangwechsel, die auf Anhieb sitzen. Gewöhnungsbedürftig ist der Schaltvorgang an sich, der Schalthebel befindet sich auf der Innenseite des Bremshebels. Ein Vorgang, an den man sich allerdings schnell gewöhnt. Skepsis hatten wir anfänglich wegen des fi’zi:k Arione CX MG Sattels. Nach etlichen Kilometern im Sattel können wir aber sagen: Top das Teil! Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist die sehr nach vorne gebeugte Sitzhaltung. Die ersten Ausfahrten machten sich am Ende des Tages nicht im Rücken oder in den Beinen, sondern in den Oberarmen bemerkbar. Vorteilhaft an einem Rennradlenker sind die verschiedenen Griffpositionen, um die Handgelenke ein wenig zu entlasten.
Manchmal steckt der Teufel im Detail. Unser MTB Helm mit einem etwas längeren Schirm beeinträchtigt auf dem Rennrad etwas die Sicht. Eine andere Sache verwundert aber noch mehr: Der Spaß mit dem Xeon! Früher undenkbar, jetzt aber „leider“ Realität. Oft ertappt man sich, dass man das MTB stehen lässt und dann zum Rennrad greift. Wobei wir aber noch eine Sache dringend ansprechen wollen: Ob man mit dem Rennrad Spaß hat, hängt nicht nur von der Straße/Strecke ab, sondern auch vom Verkehr und der Toleranz der Autofahrer gegenüber Radfahrern bzw. Rennradfahrern. Im Gegensatz zum MTB können wir mit dem Rennrad den Verkehr (abgesehen von gesperrten Straßen und Radwegen) nicht einfach mal „aussperren“.
Wir werden sicherlich nicht zu Rennradfahrern mutieren, aber wir haben das Rennrad und in diesem Fall das Rose Xeon DX-4400 schätzen und lieben gelernt. Das Rennrad ist für uns keine Alternative zum MTB, dafür ist der Einsatzbereich zu unterschiedlich. Für uns ist das Rennrad ein Zugewinn an Spaß auf zwei Rädern, natürlich ist auch der (wirtschaftliche) Nutzen des Rennrades nicht außer Acht zu lassen. Wieso die 80 Kilometer zu Tante Trude nicht mit dem Rad zurücklegen und dafür das Auto stehen lassen?! Sicherlich lassen sich auch mit dem MTB diese Strecken zurücklegen, allerdings mit mehr Kraftaufwand, dazu noch langsamer und daraus resultierend mit weniger Fahrspaß. Ob Rennrad fahren cool ist? Das liegt an uns, und wir sind Biker 😉
Erhältliche Farben: lava-red/matt-black, sugar-white/matt-black sowie iron-grey/matt-black
Größen: XXS, XS, S, M, L, XL und XXL
Preis: 1945,00 Euro