Cannondale Prophet 1 – Das Bike für 2009 im Test

Wie ein endloses Band zieht sich die schmale Straße den Berg hoch gen Himmel. Seitlich geht es steil bergab und lässt dadurch den Blick auf die unglaublich schöne Landschaft am Rande des Zentralmassivs zu. Was im weiteren Verlauf dieser Tour folgen sollte war ein kleiner Wanderweg, der einen wieder ins Tal spuckte. Große lose Steine, Felskanten und Wurzeln fordern hier alles vom Biker…und natürlich vom Rad! Eine Tour, wie sie vom Charakter nicht unterschiedlicher sein könnte. Doch was für ein Bike kommt da in Frage? Ganz klar ein Bike im Bereich Allmountain! Das 2009er Cannondale Prophet 1 scheint wie geschaffen für solche Herausforderungen!

Touren im Bereich Allmountain sind immer eine Gratwanderung – das trifft nicht nur auf die Tour selber zu, sondern auch auf das Material und den Fahrer. Technisch anspruchsvolle und nie enden wollende Uphills gehören ebenso zu einer Allmountaintour wie knackige Abfahrten – viele Wanderwege sind ein reines Eldorado und bringen selbst Downhillern und Freeridern oftmals höchsten Fahrspaß. Das Arbeitsgerät, sprich Bike, muß diese verschiedenen Bereiche abdecken können – natürlich nicht ohne Kompromisse einzugehen. Keinen Kompromiss darf man allerdings im Bereich der Sicherheit eingehen – auf sein Bike muss man sich blind verlassen können!

Ein Grund, weshalb wir im Gegensatz zu vielen Kritikern nicht unbedingt auf jedes Gramm schauen! Das Cannondale Prophet 1 bringt ohne Pedalen etwa 13,3 Kilogramm auf die Waage, mit Pedalen bleibt das Bike also unterhalb der 14 Kilogramm Marke. Damit ist das Prophet zwar nicht unbedingt ein Leichtgewicht, aber nach den Strapazen, die wir dem Cannondale im Test zugemutet haben, kann man sagen, dass dieses Gewicht absolut in Ordnung geht. Das Herzstück des Bikes ist zweifelsohne der Rahmen, ein Garant für Stabilität mit einer außergewöhnlichen Optik. Das Ganze natürlich „Handmade in USA“ – Adel verpflichtet!

Federweg hat das Prophet für ein Allmountainbike genug – am Heck bietet das Bike 140mm Federweg und auch die verbaute sehr gut funktionierende RockShox Pike 454 MC Dual Air 140 bietet satte 140mm. Trotz des massigen Federwegs klettert das Bike sehr gut und hebt auch bei steilen Passagen nicht die Nase. Lediglich in der kürzesten Übersetzung macht sich auf sehr steilen ruppigen Uphills leicht ein unrunder Tritt bemerkbar. Das bleibt allerdings eine Ausnahme, da ansonsten am Kletterverhalten des Prophet nichts zu bemängeln gibt. Gut zeigt sich hier auch die Wahl des Dämpfers: Der FOX Float RP2 Air verrichtet im Prophet klaglos seinen Dienst.

Das Prophet liegt gut in der Hand, könnte aber etwas agiler sein. Der Vorbau müsste für ein besseres Handling kürzer sein, allerdings spricht der breite Einsatzbereich für die etwas längere Variante. Das ist einer von den Kompromissen, die man eingehen muss oder kann – bei Bedarf kann man natürlich auch einen anderen Vorbau montieren. Für die zuverlässige Verzögerung sorgen weiße Avid Juicy 5, die nicht nur fesch aussehen, sondern auch sehr gut ihren Dienst versehen. Die Bremsen sind gut dosierbar, haben ordentlich Biss und sind vor allem auch standfest – die langen Abfahrten im Süden Frankreichs stellten für die Avid keinerlei Probleme dar. Geschaltet wird mit SRAM – einzige Ausnahme ist hier der Shimano SLX Umwerfer.

Nicht nur bergauf, sondern auch bergab macht das Prophet eine gute Figur. Das Cannondale liegt gut auf dem Trail und bereitet richtig Spaß, lediglich die Reifen dämpfen den Spaß bergab. Weder der Grip der Hutchinson Toro noch die Pannensicherheit können uns ein Lächeln abgewinnen – selten haben wir so oft das Flickzeug zur Hand nehmen müssen. Das ist einer von den Kompromissen, die man eingehen muss oder kann – bei Touren im seichten Gelände oder mit einem hohen Asphaltanteil gibt es gegen die Reifen nichts einzuwenden. Wir wünschen uns an einem Bike wie dem Prophet aber Reifen mit einer höheren Pannensicherheit und mehr Grip! Ein Mehrgewicht nehmen wir da gerne in Kauf.

Mit dem Cannondale Prophet erhält der Käufer ein ausgereiftes und edles Bikes, an welchem er sicherlich lange Freude haben wird. Der seitensteife und stabile Rahmen ist eine Investition für die Zukunft und sehr durchdacht – siehe die Zugverlegung durch die Schwinge. Das Gesamtpaket des Prophet 1 bietet dem Allmountainbiker Fahrspaß pur. Front und Heck harmonieren erstklassig – das Bike spricht im ruppigen Gelände gut an und lässt sich dennoch die Berge raufpeitschen. Der Preis des Prophet 1 wird bei knapp 2000 Euro liegen, was wir für fair halten. Wer seinen Schwerpunkt mehr auf Abfahrten legt, sollte allerdings in andere Reifen und in einen kürzeren Vorbau investieren.

Mehr Infos unter www.cannondale.com