Rockrider FR 9 – Das Decathlon Bike im Test

In der Preisklasse um die 1300 Euro bietet der Markt unzählig viele Bikes im Bereich All-Mountain an. Das französische Sportkaufhaus Decathlon bietet zu diesem Preis, unter dem eigenen Label Rockrider, das FR 9 für Freeride und Downhill-Racing an. Das lässt uns natürlich aufhorchen! Was kann ein Bike in dieser Preisklasse dem ambitionierten Freerider bzw. Downhiller bieten? Eine Frage, der wir ausgiebig auf den Grund gegangen sind.

Standard ist nicht gefragt bei Decathlon. Auffallend ist das Hinterbausystem des Rockrider, kurz N.E.U.F. genannt. Damit bietet das Rockrider am Heck 150 mm Federweg. Für einen Downhiller oder Freerider ist das auf dem Papier eindeutig zu wenig, aber eine andere französische Firma, nämlich Sunn Bicycles, hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass weniger Federweg manchmal mehr ist – wenn das System perfekt funktioniert! Man denke hier an die Erfolge von Nicolas Vouilloz!

Beim N.E.U.F. Federungssystem dreht sich die Schwinge auf einer Führungsbahn in einem exzentrischen Winkel. An dieser Stelle können wir bereits verraten, dass dieses System einwandfrei funktioniert! Der Hinterbau arbeitet, ohne Einflüsse auf die Bremsen und auf die Kraftübertragung haben. Hier müssen wir den Entwicklern des Systems unser Lob aussprechen, doch leider ist das nur die halbe Miete, wie wir noch feststellen mussten.

Aufgebaut ist das FR 9 mit einer Rock Shox Domain 302 mit 180 mm Federweg, die leider kaum Einstellmöglichkeiten zulässt. Bei den Bremsen vertrauen die Franzosen auf die bewährte Hayes Nine und spendierten dem Bike direkt die 203 mm großen Scheiben. Eine gute Wahl…damit verzögert das Bike zuverlässig und sehr gut dosierbar. Viele der verbauten Komponenten stammen aus dem eigenen Hause, auch hier gibt es nichts zu meckern.

Den ersten Kritikpunkt müsste sich das Rockrider eigentlich beim Gewicht gefallen lassen…etwa 18,9 Kilogramm bringt das Rockrider FR 9 auf die Waage. Für einen Freerider wäre dieser Wert allerdings okay, weshalb wir das Gewicht erstmal unberücksichtigt lassen. Da wir mit der Theorie anscheinend etwas Probleme haben, gibt es nur eine Lösung: Ab auf den Trail, hier kann das Rockrider FR 9 zeigen, was in ihm steckt, ungeachtet der Theorie!

Das Bike zeigt sich vom Beschleunigungsverhalten ziemlich schwerfällig, bergauf oder Touren sind zwar möglich, kostet aber richtig Körner. Die verbauten Michelin saugen einem regelrecht die Kraft aus den Beinen. Sei es drum, irgendwann geht es bergab und dann wird gerockt! Vom Werk aus ist das FR 9 mit einer 450er Feder versehen. Bei einem Fahrergewicht von knapp über 70 Kilogramm zeigt sich der Hinterbau aber viel zu straff und unsensibel.

Trotz des sehr straffen Hinterbaus schlägt der Hinterbau bei Kompressionen und Kanten durch. Das Ansprechverhalten des Hinterbaus ist sehr linear. Eventuell könnte hier der Einbau eines anderen, progressiveren Dämpfers Abhilfe schaffen. Weshalb die Entwickler bei Decathlon das vielversprechende System mit dem X-Fusion Vector RPV Dämpfer so schlecht abgestimmt haben, bleibt uns ein Rätsel! Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen!

Das FR 9 agiert leider nervös und unsensibel, radikalere Linien über Wurzeln und Steine werden zu abenteuerlichen Fahrmanövern – schnelle Zeiten sind so nicht möglich. Das Bike ist zu unharmonisch und fährt sich leicht stelzig. Die Rock Shox Domain spricht im Gegensatz zum Hinterbau sehr gut an. Bei Nässe zeigen zudem die Michelin Reifen Schwächen. Obwohl das FR 9 sehr handlich ist, leidet der Fahrspaß durch die genannten Schwächen – egal ob bergab oder bergauf.

Fazit:
Weshalb Decathlon das Rockrider FR 9 so schlecht abgestimmt hat, bleibt ein Rätsel. Für uns ist die Einstufung Downhill-Racing und Freeride definitiv zu hoch gegriffen, für ein Enduro ist das FR 9 allerdings zu schwer – abgesehen von den Schwachpunkten. Ein Blick lohnt auf die verbauten Rockrider-Komponenten, wie zum Beispiel die Pedalen…echt zornig 🙂

Gewicht: etwa 18,9 Kilogramm
Größen: M und L
Preis: 1299,90 Euro

Mehr Infos unter www.decathlon.de