Kona CoilAir 2011 – Die Sache mit dem Magic Link – Reloaded

An Selbstbewusstsein scheint es Kona nicht zu mangeln. Voller Stolz präsentierte Kona für das Modelljahr 2008 das Magic Link, ein System, welches automatisch den Federweg und den Lenkwinkel des Bikes an die vorherrschenden Gegebenheiten anpasst. Durch den Test des Kona CoilAir 2009 machten wir Bekanntschaft mit dem Magic Link und waren sehr überrascht über das wirklich hervorragend arbeitende System. Damals stand dem CoilAir, abhängig von den Erfordernissen, zwischen 6″ und 7″ Federweg zur Verfügung.

Mittlerweile nimmt das Magic Link nicht nur beim CoilAir Änderungen am Fahrwerk vor, sondern auch bei Bikes wie dem Cadabra oder dem 2+2. Kona tüfftelte und entwickelte weiter und stellt für das Modelljahr 2011 dem CoilAir einen Federweg von 13 cm bis 20 cm zur Verfügung. 20 cm Federweg bei Maximum – damit steht das CoilAir auf dem Papier vom Federweg dem hauseigenen DH Boliden Kona Stab in nichts nach. Kann so etwas überhaupt funktionieren? Wie schon bei unserem ersten Aufeinandertreffen mit einem CoilAir waren wir auch diesmal wieder sehr, sehr skpetisch!

In den früheren Jahren war Kona optisch – sagen wir es mal diplomatisch – funktionsbezogen. Natürlich war die Farbgebung zum Teil sehr witzig, man erinnere sich zum Beispiel an die Lackierung des CoilAir 2009, die Formgebung der Rohre war aber immer ziemlich „traditionell“. Spätestens mit der Modellreihe 2011 sollte sich dieses Bild von Kona in den Köpfen vieler Biker ändern. Das Kona CoilAir 2011 wirkt sehr harmonisch und zeigt fast schon weiche Züge. Der gebürstete Rahmen mit der Lackierung bietet einen Hauch von Exklusivität, schon das Kona Stab FBI konnte uns damals mit dem gebürsteten Rahmen sehr begeistern. Das Bike ist optisch sehr gut abgestimmt – fast schon zu schade, um damit richtig im Matsch rumzusuhlen.

Die Wippe passt ebenso in das gelungene Bild wie die verbauten Komponenten. Kona hat dem CoilAir aber nicht nur mächtig Federweg eingehaucht, sondern dem Hinterbau einen sehr kompetenten Arbeitskollegen an die Seite gestellt. So sorgt eine Fox Talas 36 mit 180 mm Federweg für eine ruhige Front. Das konische Steuerrohr sorgt für Stabilität und Steifheit. Ebenfalls von Fox ist der Float RP23 Dämpfer für das Heck. Erhältlich ist das Bike in den Größen von 14 bis 22 Zoll – in 2 Zoll Abständen. Bei uns im Test befindlich war die 16 Zoll Version. Kona bietet also genug Spielraum nach oben – und erfreulicherweise nach unten!

Interessant sind die verbauten Reifen am CoilAir. Vorne sorgt ein Maxxis Minion 2.5 für den Grip, während am Heck ein Maxxis High Roller 2.35 seinen Dienst versieht. Weshalb Kona sich für diese ungewöhnliche Kombination entschieden hat, versuchen wir später zu klären. Für die Verzögerung sorgt die Avid Elixir 5 Bremse mit einer 203 mm Bremsscheibe an der Front und einer 185 mm Bremsscheibe hinten. Die gute Dosierbarkeit, der definierte Druckpunkt und die ordentliche Verzögerung lassen keinen Platz für Kritik. Gespart hat Kona am CoilAir.

Die Easton Vice Disc Laufräder, die FSA Comet Kurbeln und die e.thirteen Heim2 2-Fach Kettenführung sorgen ebenfalls für Freude beim Besitzer des Kona CoilAir. Die Kona eigenen Komponenten passen sich sehr schön in das gute Gesamtgefüge ein. Den Rotstift hat Kona bei den No-Name-Schläuchen angesetzt. Sehr schön wäre eine Telekoskopsattelstütze – vielleicht ein kleiner Denkanstoß für das Modell 2012. Zum Lieferumfang gehören Klickpedalen, die wir aber nicht montiert haben – wir bevorzugen dann doch Plattformpedalen.

Kona hat das CoilAir optimiert – das zeigt nicht nur der Blick auf das Bike, sondern auch auf die Waage. Mit Plattformpedalen bringt das Kona in der uns vorliegenden 16 Zoll Version etwa 15,8 Kilogramm auf die Waage. Damit ist das Kona CoilAir zwar immer noch kein Leichtgewicht, aber mit diesem Gewicht lässt es sich gut leben…sorry…radeln! Jedes Bike muss an den Fahrer, die Vorlieben und an die Gegebenheiten angepasst werden – das Kona CoilAir bildet hier keine Ausnahme. So muss neben den üblichen Fahrwerkseinstellungen, wie das Setup der Gabel und des Dämpfer, dem Magic Link Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das sieht auf den ersten Blick komplizierter aus als es in Wirklichkeit ist. Auf der Webseite von Kona findet sich eine ausführliche Anleitung zur Einstellung der „magischen Verbindung“.

Die Arbeitsweise lässt sich schön während des Fahrens beobachten – das sollte sinnigerweise natürlich nicht gerade auf einer anspruchsvollen Abfahrt geschehen! Die Zauberworte heißen Gewichtsverlagerung und Pedaldruck, welche das Magic Link entscheidend steuern! Die Übergänge und der Einfluss des Magic Link auf das Fahrwerk sind übrigens fließend, es gibt also nicht nur die Zustände auf und zu! Obwohl die Länge des Oberrohrs dem „Standard“ entspricht, wirkt das CoilAir relativ lang und gestreckt. Der Eindruck festigt sich beim Fahren.

Das Kona zeigt eine unglaubliche Laufruhe, selbst auf ruppigen Pisten zeigt das Bike bei der Schussfahrt ins Tal keine Anzeichen von Unruhe. Das System arbeitet einwandfrei – das gilt für den Hinterbau als auch für die Front. Das mehr an Federweg macht sich beim Downhill bemerkbar, wenngleich ein Kona Stab nach wie vor um Welten satter liegt. Da spielen noch eine ganze Menge anderer Faktoren eine Rolle, weshalb man Federweg nicht gleich Federweg setzen kann und darf. Das Kona CoilAir ist ein Kompromiss, aber in der Tat ein sehr guter Kompromiss.

Das CoilAir ist nicht ein Spezialist in einem Bereich, sondern ein Könner in vielen Bereichen, das zeigt sich auch bei der Tourenfreundlichkeit und der Qualitäten beim Uphill. Bei diesem Wechselspiel kommt das Magic Link voll zum Zuge. Der Vortrieb bergauf ist auch auf rutschigem Untergrund beeindruckend. Negativeinflüsse auf den Antrieb sind nicht zu verbuchen. Natürlich wird man auf einer Tour keine Rekorde aufstellen und auch beim Uphill wird man die Kollegen mit den leichten XC-Bikes ziehen lassen müssen. Spätestens auf der nächsten Abfahrt kann mit einem Grinsen im Gesicht an genau diesen Kollegen wieder vorbeiziehen und sie in eine Staubwolke hüllen.

Während am Heck die Fahrwerksanpassung dank des Magic Link automatisch geschieht, muss man an der Front selber Hand anlegen. Die Fox Talas lässt sich absenken und genau das sollte man auch machen, wenn man steile Rampen erklimmt. Die Front kann sehr leicht werden, ein Absenken erhöht enorm den Druck auf das Vorderrad und unterstützt gleichzeitig das Magic Link bei seiner Arbeit. Das Bike zeigt sich sehr spurstabil, ohne allerdings an Handlichkeit einzubüßen. Wir sind neben der Standardbereifung im Test auch noch mit anderen Reifen gefahren. Die Standardbereifung zeigt sich bei den meisten Bedingungen als guter Griff, die oftmals vorherrschenden sehr widrigen Umstände nötigten uns aber, teilweise andere Reifen zu montieren. So kamen neben 2.35er Schlammreifen vorne und hinten auch spezielle Schneereifen am Kona zum Einsatz.

Bei gleich dimensionierten Reifen zeigt sich ein leichtes Untersteuern des Bikes – allerdings gutmütig und leicht beherrschbar. Bereits in den achtziger Jahren hatten wir bei unseren Race BMX das gleiche „Problem“, welches geschickt durch einen kleinen Trick gelöst wurde. Vorne der breitere Reifen für mehr Grip in den Kurven, hinten zum Ausgleich der schmalere Reifen, der durch weniger rotierende Masse auch noch besser zu beschleunigen war. Genau das hat Kona beim CoilAir auch umgesetzt.

Bei den verbauten Komponenten gibt es nichts zu makeln. Bei der Sattelstütze würden wir uns eine Teleskopsattelstütze wünschen, da das Sattelrohr nicht komplett nutzbar ist. Mit dem Kona CoilAir hat der kanadische Hersteller ein Bike auf die Beine gestellt, welches ein sehr gut kontrollierbares Fahrverhalten auf ruppigen Pisten mit einer guten Kletterfähigkeit kombiniert – fast unglaublich angesichts des Maximalfederwegs. Das Bike lässt sich gut führen und das Fahrwerk bietet genug Reserven. Wer einen Allrounder sucht, der sich auf Touren genauso wohlfühlt wie auf ruppigen Abfahrtspisten und auch einem Besuch im Bikepark gelassen entgegen sieht, sollte dem CoilAir Beachtung schenken.

Der Preis ist zwar nicht im unteren Segment angesiedelt, aber die Technik und die verbauten Komponenten wollen natürlich bezahlt werden. Die Verarbeitung des Rahmens und die Qualität des Lacks können ebenfalls überzeugen. Selbst nach dem intensiven Test zeigt das Bike nur wenig Gebrauchsspuren. Wir empfehlen die Scheuerstellen im Bereich der Züge mit einer Folie zu schützen. Uns bleibt zum Kona CoilAir 2011 nur zu sagen: Superb! Ein Bike für den anspruchsvollen Enduristen und Freerider!

Preis: 3299 Euro
Farbe: Blue/Black/White/Brushed Silver
Größen: 14, 16, 18, 20 und 22 Zoll