Das Torque FRX 9.0 der Koblenzer Bikeschmiede Canyon gibt es in zwei verschiedenen Versionen. Mit der Singlecrown RockShox Totem Coil mit 180 mm an der Front und Avid Elixir Bremsen ist die Hardcore Variante eines Freeriders für 2699 Euro erhältlich, das auf Downhill getrimmte FRX 9.0 LTD wechselt für 3299 Euro den Besitzer. Neben der mächtigen FOX 40 RC2 FIT Gabel für die Schockabsorbierung an der Front sorgt Formula’s „The One“ für die Verzögerung. Den Einsatzbereich des FRX 9.0 LTD wollen wir aber nicht nur auf Downhill beschränken, sondern auch auf das ausweiten, was Biker mitsamt Bike ohne technische und motorisierte Unterstützung gen Himmel treibt – und damit meinen wir nicht Uphill!
Für knapp 3300 Euro bekommt man mit dem Canyon Torque FRX 9.0 LTD ein optisch äußerst schickes und phattes Rädchen mit einem Wohlfühlpaket in Form der ausgewählten Komponenten. Dazu gehören neben den Mavic Deemax Laufrädern die Shimano Saint Schaltung, die schon erwähnte FOX 40 RC2 FIT Federgabel, Truvativ Holzfeller OCT Kurbeln, Sunline Direct Mount Vorbau samt Lenker mit einer Breite von 737 mm und noch weiteren netten Schmankerln. So mächtig und phatt das Canyon Torque FRX 9.0 LTD sich auch präsentiert, selbst nach der Montage von Plattformpedalen (nicht im Lieferumfang!) bleibt das Canyon noch deutlich unterhalb der 18 Kilogramm Marke. Wir hatten vor geraumer Zeit bereits das Playzone von Canyon im Test. Was uns direkt auffiel war der hohe Wohlfühl-Charakter des Bikes ab der ersten Sekunde des Aufsitzens. Auf das Bike setzen, Helm auf und Gas geben, souveräner kann ein Bike zu Beginn eines Tests sich kaum empfehlen. Man hatte das Gefühl, das Bike schon ewig unter seinem Allerwertesten zu haben! Optisch sieht das FRX 9.0 dem Playzone sehr ähnlich, aber alles am FRX ist phatter, viel phatter! Was sich nicht ändert ist das gute Gefühl, sobald man auf dem Bike Platz genommen hat. Vor der ersten Abfahrt eine grobe Einstellung des Fahrwerks und ab geht die Post!
Für optimale Bedingungen ist natürlich ein vernünftiges Setup des Fahrwerks erforderlich! Aufwand und Arbeit, die sich aber in Form von perfekten Runs auszahlt. Bei der FOX 40 RC2 FIT Federgabel und dem FOX DHX RC4 Dämpfer kann man sich nach Lust und Laune auslassen. Einstellen kann man alles, angefangen von der geschwindigkeitsabhängigen Dämpfung bis zur Zugstufe. Keine Arbeit für mal eben in der TV-Werbepause, aber der Aufwand lohnt sich! Das Fahrwerk spricht sensibel an, ohne dass man allerdings Gefahr läuft, das Canyon an die Grenzen seines Schaffens zu bringen. Die 20 Zentimeter am Heck werden effektiv zur Streckenebnung eingesetzt. Ebenso effektiv arbeitet die Fox an der Front. Trotz ihres voluminösen Äußeren hat man nicht das Gefühl, einen schweren Klotz unterhalb der Lenkzentrale zu haben – kein Wunder, mit knapp über drei Kilo ist die Fox sogar ziemlich leichtgewichtig. Die Stärken des Bikes kann man vor allem auf den heimischen winkeligen Strecken ausspielen! Mit einer unglaublichen Wendigkeit lässt sich das Canyon um die Ecken drücken und das sehr gute Beschleunigungsvermögen reißt den Untergrund geradezu in Stücke. Wie die Koblenzer den Hinterbau so effektiv gestaltet haben, verdient schon höchsten Respekt.
Das Canyon ist trotz des sehr gut arbeitenden Hinterbaus keine Sänfte und vermittelt immer einen guten Eindruck darüber, was gerade unter dem Bike stattfindet. Es poltert nicht einfach nur den Trail runter, es will runtergepeitscht werden! Mit Nachdruck muss man das Bike in den Trail pushen, es am Zügel packen und den Weg weisen. Um das Canyon perfekt zu Nutzen ist aktives Fahren angesagt. Das Canyon honoriert das mit einem sehr direkten Fahrverhalten, ein Ruck am Lenker reicht und das Torque FRX folgt brav und ohne Umschweife der gewünschten Richtung. Besonders technisch versierte Fahrer werden dieses direkte Fahrverhalten zu schätzen wissen. Auf sehr schnellen Pisten wünscht man sich allerdings etwas mehr Laufruhe, hier könnte vielleicht ein flacherer Lenkwinkel von Vorteil sein und ein etwas tieferes Tretlager. Dies zu ändern würde natürlich bedeuten, dass sich der Charakter des Bikes wieder ändern würde. Die Koblenzer bieten mit dem FRX 9.0 kein kompromissloses DH-Bike an, sondern versuchen, alle positiven Gene in einem Bike zu vereinen. Hier muss man sich fragen, was man mit dem Bike vor hat – und vor allem wo! Das Jagdgebiet des Torque FRX sind die heimischen Pisten mit all den herrlichen Fiesheiten. Doch das Canyon hat noch so einiges mehr auf dem Kasten!
Zum Beispiel Jumpen! Das Canyon fliegt einfach nur unglaublich geil! Ohne großartig am Bike ziehen zu müssen fliegt man sicher wie der Airbus durch die Lüfte. Das gute Gefühl verleitet dann zu einigen Spökes in der Luft, welche oft nur durch die Doppelbrückengabel eingeschränkt werden. Selbst wenn der Spot nicht viele Höhenmeter hat, dank der guten Beschleunigung kann man auch auf ebenem Gelände mächtig abrocken! Auch ungewohnt für einen Downhiller: Ein Ruck am Lenker und die Front steigt einladend für Manuals. Und wer mit dem Canyon keinen Wheelie schafft, wird es wohl nie schaffen! Unterstützt wird das sichere Fahrgefühl durch die verbauten Komponenten. Wirklich sehr überzeugend agiert die Formula „The One“ Bremse. Da soll mal einer sagen, die Italiener können nur Pizza backen! Die Koblenzer haben dem Rahmen ebenbürtig die Komponenten ausgewählt. Der Preis geht für diesen Rahmen mit dieser Ausstattung auf jeden Fall in Ordnung – wenn man bedenkt, was alleine die Fox Federgabel kosten würde! Vielleicht auch für einige Biker sehr interessant: Mit dem Canyon kann man sogar einigermaßen kurbeln – dank des guten Vortriebs und dem durchgehenden Sattelrohr – alles das, was mit einem Kettenblatt halt geht!
Fazit Canyon Torque FRX 9.0 LTD
Wir haben uns vor dem Test des Canyon Torque FRX 9.0 LTD das Bike anders vorgestellt – enttäuscht wurden wir aber definitiv nicht! Das Bike macht mächtig Spaß und das Fahrwerk arbeitet hervorragend! Wir sehen nach dem Test das Canyon aber nicht in der Downhillecke, sondern mehr als Freerider mit Downhillambitionen. Erstes und vorrangiges Ziel mit dem Canyon ist der Bikepark mit allen seinen Spielmöglichkeiten und Variationen! Wenn dann ein Downhill vor Ort sein sollte, umso besser 😉