EVS RC Evolution Race Collar – Ein Er“FAHR“ungs-Bericht

Im Profibereich setzt sich der Gebrauch eines Nackenschutzes immer mehr durch, langsam aber stetig. Selbst Kuwahara-BMX-Pro-Racer Matt Pohlkamp vertraut auf einen Nackenschutz, und das nicht ohne Grund. Wirbelsäulenverletzungen sind äußerst gefährlich und können übelst enden! 2-Wheel-Distribution bietet mit dem EVS RC Evolution Race Collar einen Nackenschutz zu einem Preis von 199,90 Euro an.

Wie bei allen Protektoren kommt es natürlich auf den optimalen Sitz an, weshalb EVS direkt vier verschiedene Größen anbietet. Eine Anpassung beim Fachhändler wird von EVS empfohlen, diesem Punkt können wir uns nach unseren Erfahrungen jetzt nur anschließen! Der EVS RC Evolution Race Collar besteht aus 4 Teilen, also dem Neck Collar (die Nackenrolle aus Biofoam, mit TPR Verschluss), dem Chassis (das Gestell aus Kunststoff), dem Liner (Polster unter dem Gestell) und dem Gurtsystem. Die Erklärung, was wie wo funzt und wofür es überhaupt da ist, überlassen wir Marketingleiterin Ulrike von 2-Wheel-Distribution:

„Die Nackenrolle (Neck Collar) dient als Kompressionszone, um die Energie abzubauen. Sie besteht aus verschiedenen Shims (Schaumstoff-Schichten aus Biofoam), die man herausnehmen und jedem individuell anpassen kann, um damit u.a. die Bewegung nach hinten zu justieren. Diese Nackenrolle soll so nah wie möglich am Helm sitzen und EVS empfiehlt natürlich: Je mehr Schichten um so mehr Sicherheit, aber man muss sich natürlich auch noch bewegen können. Im MTB-Bereich bzw. auf dem DH-Bike bewegt man ja den Kopf viel mehr als auf einem MX-Bike, wo man eher aufrecht sitzt. Da darf die Nackenrolle auch mal mit einem scharfen Teppichmesser bearbeitet werden, um beste Bewegungsmöglichkeiten zu bekommen. Die Rolle ist außen mit weichem Fleece besetzt, für angenehmen Sitz am Hals, ist abziehbar und waschbar. Ideal: der Verschluss (aus TPR) ist vorne und lässt somit ein leichtes An- und Ausziehen zu.

Das Chassis liegt breit und satt auf den Schultern, nimmt die Schlagkraft auf und leitet sie weiter auf Brust und Schulter anstatt auf Hals und Nacken. Dabei spielt das Material des Chassis eine wichtige Rolle. Auch wenn es die Kraft von Kopf und Nacken weiterleitet, wird die Energie nicht auf andere Körperteile ungehindert eintreffen, der RC Evo dämpft und verteilt die Kräfte. Das Chassis besteht aus glasfaserverstärktem thermoplastischen Polyurethan (GFK). Bei zum Beipiel dem roten RC Evo sieht man die verschiedenen Materialzusammensetzungen sehr gut. Die ‚Ränder‘ sind aus einem weicheren, elastischeren Kunststoff (thermoplastisch). Dies soll verhindern, dass sich harte Teile in die Haut bohren oder zum Beispiel das Schlüsselbein brechen. Der schwarze GFK-Teil hält somit dem Schlag stand und gibt die Stabilität. Durch die nach vorne offene Bauweise, kommt man mit dem Kinn trotzdem noch fast bis auf die Brust und lässt so ein natürliches Abrollen im Falle eines Sturzes zu. Außerdem hat das komplette Gestell keine Schnallen oder Schrauben, an denen man sich evtl. verletzen könnte.

Das Liner ist die Polsterung unter dem Chassis. Da der RC Evo meist direkt auf dem Körper aufliegt, trägt sich das Polster angenehmen auf der Haut, ist atmungsaktiv, saugt den Schweiß auf, ist abnehmbar und waschbar. Der RC Evo ist mit jedem Brustpanzer oder Protektorenjacke kompatibel. Trägt man den RC Evo über dem Trikot (nur mit einem Neckbrace-kompatiblen Oberkörper-Protektor zu empfehlen), macht das Gurtsystem Sinn. Beim Downhillen ist man ja auch viel mehr in Bewegung bei Sprüngen etc. und dann sitzt das Gestell einfach fest am Körper.“

Das hört sich ja vielversprechend an, um so gespannter waren wir natürlich auf den Einsatz in der Praxis. Und womit beginnt man? Richtig, wie schon angedeutet mit dem Anprobieren… zu Hause vor dem Spiegel! Natürlich haben wir uns, besserwisserisch und ungeduldig wie wir nun mal sind, einem Anpassen beim Händler widersetzt. Wieso auch…das Anlegen des Nackenschutzes ist schließlich so einfach wie das Überstülpen einer Jacke, naja, zumindest fast…wenn man denn weiß, wie man den Nackenprotektor am Besten trägt. Das Problem fängt eigentlich mit der Protektorenjacke an – nämlich dann, wenn es sich um eine Protektorenjacke handelt, die nicht Neckbrace-tauglich ist, so wie das hier auf den Bildern zu sehende „ältere“ Modell von iXS! Verflucht, wie genau sollte der Nackenprotektor denn nun in diesem Fall getragen werden… und wie weit muss die Nackenrolle angepasst werden? Im ersten Versuch haben wir es kurz und schmerzlos gemacht, wir haben den RC Evo so verwendet, wie er ausgeliefert wird, ohne die Nackenrolle anzupassen. Nach mehreren „Trockenversuchen“ haben wir uns für die dargestellte Trageweise der Kombination von Protektorenjacke und RC Evo entschieden. Der RC Evo wurde also auf der Protektorenjacke getragen, nur der hintere Bereich des Chassis verschwand unter die Jacke. Der Nachteil ist, dass der Nackenschutz weit nach vorne gedrückt wird und recht hoch sitzt…aber naja, wird schon gehen…

…geht mal gar nicht! Auf dem Weg zur Strecke wäre ich beim Überqueren der Straße dann erstmal fast von einem Auto überfahren worden, weil der Seitenblick doch sehr eingeschränkt ausfiel. Am Spot dann endlich den MX-Helm auf, dann die MX-Brille drüber..auch nicht so einfach, da die Arme nicht so weit über den Kopf gestreckt werden konnten wie gewohnt. Die Abfahrten verliefen dann auch nicht wirklich besser! Aaaarrrggghhhh…ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde in einem Schraubstock klemmen! Kurioserweise fiel die eingeschränkte seitliche Bewegungsfreiheit beim Fahren selber gar nicht so negativ auf wie befürchtet, aber die Nackenfreiheit…oje…für mich persönlich so zumindest absolut unfahrbar. Okay, muss der RC Evo, wie von Ulrike bereits vorgeschlagen, wohl doch angepasst werden. Wer dieses nicht beim Händler vornehmen lässt, sollte sich zu Hause genug Zeit dafür nehmen. Auch die Trageweise der Kombination Protektorenjacke und RC Evo wurde nochmal überdacht. Die Kompatibilität stellt wirklich ein Problem dar – wer sich noch eine Protektorenjacke zulegen muss, sollte diese mit dem Blick auf eine Kombination mit einem Nackenschutz auswählen. Viele passen ihre Protektorenjacke hinsichtlich des Nackenschutzes an, indem sie zum Beispiel die oberste Platte des Rückenschutzes entfernen. Andere fahren komplett ohne Protektorenjacke, wobei wir hier aber der Sache etwas mit Skepsis entgegenstehen.

Die Anpassung des RC Evo geschieht eigentlich recht unkompliziert mit einem Eingriff bei der Nackenrolle. In der Umhüllung der Nackenrolle befinden sich, geschützt durch einen Reißverschluss, die drei Schaumstoffschichten aus Biofoam. Wir haben nachfolgend erst das gelbe Shim, dann das orangefarbene Shim entfernt. Die Bewegungsfreiheit ist individuell anzupassen, da hier jeder seine eigenen Vorlieben hat. Einige Fahrer fahren auch mit der unbearbeiteten Nackenrolle! Man muss also wirklich schauen, wie hier die Wahrnehmung beim Fahren ist! Natürlich ist es am Besten, so wenig wie nur möglich von den Shims zu entfernen, um eine Überstreckung im Falle eines Sturzes zu vermeiden. Hier noch mal der Verweis, dass eine Anpassung beim Fachhändler empfohlen wird, dem wir uns nur anschließen können! In meinem Fall haben wir dann sogar noch das weiche rote Schaumstoffpolster mit einem Messer bearbeitet. Das sieht zwar nicht schön aus und die Umhüllung wirft natürlich Falten, erfreut aber durch die von mir benötigte Bewegungsfreiheit. Das Ganze sieht, zumindest im „Trockenversuch“ und ohne Protektorenjacke, schon sehr zuversichtlich aus. Also wieder ab auf die Piste! Für die zweite Testphase habe ich die Protektorenjacke nicht getragen…wie gesagt, in unseren Augen nicht Sinn der Sache! Doch jetzt ging es nur um die reine Wahrnehmung des EVS RC Evolution Race Collar, ohne jegliche Störfaktoren wie eine „unkompatible“ Protektorenjacke!

Die Anpassung des Nackenschutzes durch die Nackenrolle wurde deshalb auch ohne Rücksicht auf die Protektorenjacke vorgenommen, auch in diesem Fall sollte man sich mit dem Fachhändler absprechen! Wie auf den Bildern unten ersichtlich, ist die Nackenfreiheit enorm gesteigert worden. Das beruht hier natürlich nicht nur auf die Anpassung der Nackenrolle, sondern auch dem Weglassen der Protektorenjacke, die für einen Nackenschutz einfach nicht vorgesehen ist. Unerlässlich ist in diesem Fall das Gurtsystem, welches einfach einzustellen und zu befestigen ist. Zum Vergleich zeigen die Bilder auch noch mal das Tragen der „abgespeckten“ Version in Verbindung mit bzw. auf der Protektorenjacke – unter der verwendeten Protektorenjacke lässt sich der Nackenschutz so ohne weiteres leider nicht tragen. Doch jetzt wieder zum bevorstehenden erneuten Test… Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, man bemerkt den RC Evo nicht. Doch die „Trockenübung“ sah sehr vielversprechend aus – das müsste jetzt doch eigentlich von der Bewegungsfreiheit reichen! Die Theorie alleine nützt natürlich nichts, also wieder auf die Piste und die Fahreindrücke bewerten. Vorweg gesagt…der Seitenblick ist viel besser, zumindest wurde ich nicht fast vom Auto überfahren. Beim Cruisen zur Strecke machte sich das Plus an Bewegungsfreiheit also schon sehr positiv bemerkbar 😉 Auch die MX-Brille ließ sich jetzt ohne Probleme über den Helm ziehen.

Arme kreisen lassen, Kopf links, Kopf rechts, Kopf nach hinten wippend – passt doch! Und jetzt mit dem Bike abwärts! Und?! Besser, auf jeden Fall, aber irgendwie kam das Gefühl auf, dass ich vor dem Spiegel bedeutend mehr Bewegungsfreiheit hatte. Kein Irrtum wie sich herausstellte. Der Grund ist trivial. Bei gebückter Haltung auf dem Bike ziehe ich die Schultern höher als im Ruhezustand und dadurch wird das Chassis natürlich nach oben geschoben, was die Bewegungsfreiheit im Vergleich zur „Trockenübung“ vor dem Spiegel natürlich wieder eingeschränkt. Zumindest kann man sich jetzt mit dieser Einschränkung arrangieren – oder man muss – eine weitere Anpassung des Nackenschutzes ist nicht möglich. Mit jeder gefahrenen Abfahrt gewöhnt man sich aber immer mehr an den Nackenschutz – wenn man dazu bereit ist. Da jeder Fahrer eine andere Körperhaltung auf dem Bike hat, muss diese Erfahrung noch lange nicht auf jeden zutreffen! Für uns hat der Test des Nackenschutzes vor allem gezeigt, dass für einen optimalen Sitz des Nackenschutzes viele Faktoren wichtig sind. Eine wichtige Rolle spielen die Körperhaltung, die verwendete Protektorenjacke, der Helm, die vernünftige Anpassung der Nackenrolle und nicht zuletzt das persönliche Empfinden!

Tests mit Dummies haben bewiesen, dass der Nackenschutz Schlimmeres verhindern kann. Die Verarbeitung des EVS RC Evolution Race Collar gibt keinen Grund zum Meckern und auch der Preis ist völlig okay. Unser Tipp an dieser Stelle: Vor dem Kauf beim Händler anprobieren, die richtige Größe ermitteln und Probefahren! Erhältlich ist der RC Evolution Race Collar in den Farben schwarz, rot, blau und weiß. Die Nackenrolle, das Polster und das Gurtsystem gibt es zusätzlich auch noch als Ersatzteile. Viele Infos findet ihr auf der amerikanischen Website unter www.evs-sports.com und auf der deutschen Seite unter www.evs-europe.com. Eine Anleitung als PDF gibt es bei 2WD unter www.2wheel-distribution.com

OHNE Bearbeitung der Nackenrolle und MIT Protektorenjacke:

NACH Bearbeitung der Nackenrolle und OHNE Protektorenjacke:

NACH Bearbeitung der Nackenrolle und MIT Protektorenjacke: