Kona Coilair 2009 im Test – Die Sache mit dem Magic Link

Für das Modelljahr 2008 sorgte Kona mit dem Coilair für Aufsehen. Der Grund war das Magic Link, ein System, welches automatisch den Federweg und den Lenkwinkel des Bikes an die vorherrschenden Gegebenheiten anpasst. Mit dem Magic Link bewies Kona, dass man sich nicht alleine auf dem bestehenden und bewährten, zweifelsohne gut funktionierenden Hinterbausystem beschränken will. Im zweiten Modelljahr wird das Coilair natürlich wieder mit dem Magic Link ausgestattet und erfuhr zum 2008er Modell auch einige Änderungen.

Typisch für Kona ist das Drei-Typen-Modell, welches aus dem High-End Supreme, dem Deluxe und dem preiswertesten Modell ohne zusätzliche Kennzeichnung besteht. Das ist auch bei dem Coilair der Fall, welches eben in diesen drei Versionen angeboten wird. Die Ausstattung unterscheidet sich zum Teil sehr drastisch, weshalb die persönlichen Vorlieben an das Bike, das bevorzugte Einsatzgebiet und letztendlich natürlich das Bankkonto zu berücksichtigen sind. Wir hatten im Test das preiswerteste aller Coilair, welches mit 2199 Euro zu Lasten des Käufers geht. Neuerungen des 2009er Modells sind das konisch verlaufende Steuerrohr (1 1/8″ oben und 1 1/2″ unten), die stylische Wippe und eine weitere Optimierung des Magic Link. Absolut genial ist die Lackierung des Bikes…fast zu Schade zum Fahren! Das Hauptaugenmerk des Coiler ist natürlich das Magic Link!

Beim Magic Link des Coilair sitzt das untere Ende des Dämpfers auf einem Hebel, der durch Zug auf die Kette bewegt wird. Tritt man heftig in die Pedale, was vor allem beim Uphill der Fall ist, wird das untere Dämpferende durch den Hebel nach vorne gedrückt, der Federweg verringert sich und der Lenkwinkel wird steiler. Lässt der Zug auf die Kette nach, wie es zum Beispiel bei Abfahrten der Fall ist, wird der Dämpfer nach hinten gedrückt…somit wird zu den 6″ Federweg zusätzlich 1 Zoll Federweg freigegeben und der Lenkwinkel flacher gestellt. Das Magic Link wird allerdings nicht nur durch den Pedaldruck beeinflusst, sondern auch durch die Fahrposition auf dem Bike. So beeinflusst die Verlagerung des Gewichts auf den hinteren Bereich des Bikes das Magic Link ebenso wie die aufrechte Sitzposition beim Touren. In der Summe ergibt sich dann daraus ein System, welches uns in der Praxis, trotz der vorhergehenden Skepsis, absolut überzeugen konnte.

Bevor es auf den Trail zum Rocken geht, ist allerdings unbedingt die Einstellung des Systems notwendig! Das Kona Coilair bietet zwei verschiedene Modi, welche je nach Aggressivität und/oder Fahrergewicht gewählt werden müssen. Danach muss das Magic Link als solches eingestellt werden – eine ausführliche Anleitung steht übrigens bei Kona auf der Webseite zum Download bereit. Keine Sorge, das Einstellen des Magic Link ist kein Teufelswerk – Interessierte Leser können sich bei Kona in das Manual einlesen! Wie bei jeder Einstellarbeit an einem Fahrwerk sind dann noch die persönlichen Feineinstellungen ratsam. Als Zubehör sind zusätzlich noch andere Elastomerfederkerne erhältlich. Einmal vernünftig eingestellt ergeben sich fantastische Fahreigenschaften des Bikes in den verschiedensten Terrains.

Schon beim Uphill kann das Coilair gute Noten sammeln, die Kraftübertragung ist gut und effektiv, das Fahrwerk sorgt in Verbindung mit den Maxxis Highroller für eine gute Traktion. Die Front steigt erst bei steileren Rampen – ein Defizit stellt hier die Gabel dar, die zwar sehr gut anspricht, aber keine Verringerung des Federwegs zulässt. Ansonsten gibt es an der Marzocchi 55 TST2 nicht viel zu meckern. Nach der enttäuschenden Vorstellung der Marzocchi 55 ETA bei unserem Test des Yeti 575 war natürlich große Skepsis angesagt. Doch siehe da…die 160mm Federweg der Front sprechen Marzocchi typisch soft an und die Marzocchi 55 TST2 darf somit als würdige kleine Schwester der 66 angesehen werden. Nur dem Schraub-Steckachsen-System von Marzocchi können wir nichts abgewinnen. Die Sitzposition auf dem Coilair ist entspannt und lässt auch lange Touren zu.

Ebenfalls gut sind die Fahreigenschaften bei Abfahrten. Sattelstütze runter und dem Abfahrtsspaß steht nichts im Wege! Das Bike liegt gut auf dem Trail, die Körperhaltung auf dem Bike ist sehr zentral und der tiefe Schwerpunkt verleiht dem Bike ein sattes Feeling – für ein Enduro hervorragend, auch wenn nicht das ganze satte Feeling von einem „reinen“ Freerider aufkommen will. Das Coilair mag es technisch und kniffelig, das Handling des Bikes ist super. Angst vor Kanten muss man nicht haben, das Fahrwerk lockt so schnell nichts aus der Reserve. Nur die Geräuschekulisse mit dem Kettenschlagen…überhört wird man definitiv nicht! Die verbaute Shimano 575 kann mit den Fahreigenschaften des Coilair nicht mithalten – die Bremse ist weder präzise noch bissig genug um wirklich zu überzeugen.

Das Kona Coilair garantiert einen hohen Spaßfaktor, sei es beim Touren, auf dem Trail oder im Bikepark. Das Gewicht mit 16,4 Kilogramm (ohne Pedalen) halten wir für ein Enduro bzw. leichten Freerider vertretbar, zumal das Kona durch Stabilität überzeugt. Das Handling ist hervorragend und das Bike lässt sich sehr gut kontrollieren. Das Magic Link funktioniert beeindruckend, hin und wieder sollte man allerdings die Fettspritze ansetzen. Probleme bereitete uns die Sattelklemme, die beim Einfedern des Hinterbaus gegen die Wippe schlägt (Tipp: Sattelklemme nach vorne drehen) und geisterhafte Schaltvorgänge, welche aber seltener auftraten. Für knapp 2200 Euro erhält man ein sehr gutes Bike für den Einstieg, welches man im Laufe der Zeit durch andere und höherwertige Komponenten verfeinern kann. Ansonsten bleibt immer noch der Griff zum Deluxe oder Supreme 😉

Mehr Infos unter www.konaworld.com