Ghost FR Northshore – Die Geister, die ich rief – Test

Schon mit der Bezeichnung „FR Northshore“ stößt Ghost mit seinem Freerider in ein Gebiet vor, welches den derzeitigen Trend des Freeridens darstellt. Schnell denkt man an hohe Felskanten, welche sich inmitten eines saftigen Grüns mit abenteuerlichen Northshores in schwindelerregender Höhe abwechseln. So könnte man, ohne auch nur einen Meter gefahren zu sein, das Einsatzgebiet des optisch sehr anmutenden Ghost FR Northshore einschätzen. Für uns zählt aber einzig der Test in der Praxis. Kann das Ghost FR Northshore halten, was der Name verspricht?

Die Optik des Ghost FR Northshore verheißt viel Gutes. Die ziemlich monströs wirkende Rock Shox Totem 2-Step Air mit 180mm Federweg, welche mit ihren 40mm Standrohren sogar so manchen Motorradfahrer beeindruckt, das phatte 1point5 Steuerrohr und der in schlichtem grau gehaltene schön verarbeitete Rahmen machten uns bereits vorab große Lust auf den bevorstehenden Test. Mit dem Ghost AMR 5700, einem All Mountain Bike, hatten wir bereits im Vorfeld unglaublich viel Spaß. Die bereits sehr guten Eigenschaften des „kleinen“ Ghost erhöhten unsere Vorfreude dementsprechend…und die Erwartungen an das Ghost FR Northshore!

Entgegen des allgemeinen Trends bei den „phatten“ Freeridern, welche meist mit zwei Kettenblättern und Rockring ausgeliefert werden, bietet das Ghost die herkömmlichen drei Kettenblätter ohne einen Rockring. Für einen Freerider in dieser Kampfklasse sicherlich eher etwas ungewöhnlich und dadurch mehr an ein Enduro erinnernd. Verbaut wurde an dem Ghost alles, was gut und teuer ist. Die Schaltung besteht aus einer Mischung aus Shimano XT und SRAM X.9 Schaltwerk und Trigger, für gut dosierbare Bremspower sorgt die Avid Code, von Syncros stammen Lenker, Vorbau und Sattelstütze und als Felgen wurden DT FR 6.1 mit Schwalbe Big Betty Reifen verbaut.

Die Sitzposition ist ziemlich aufrecht und sehr tourenfreundlich. Mit dem DHX 5.0 Air Dämpfer mit ProPedal lässt sich der Viergelenker hervorragend pedalieren. Ungewöhnlich und sehr beeindruckend ist die enorme Kletterfähigkeit des Freeriders. Nach Absenken der Totem mittels eines kurzen Drehs am oberen Ende des Standrohres und kurzem Einwippen sind selbst sehr steile Rampen zu meistern. Das Ghost FR Northshore fährt sich bergauf und bei Touren sehr leichtfüßig und erinnert auch hier mehr an ein Enduro als an einen Freerider. Bei der Berauf-Wertung kann das Ghost FR Northshore somit volle Punktzahl einfahren.

Um das volle Potenzial des FR Northshore auf schnellen Trails und beim Downhill auszuschöpfen, ist ein bisschen Fummelei am Setup erforderlich. Nicht sparsam sollte man vor allem bei der Einstellung des Negativfederwegs sein. Mit etwa 40 Prozent SAG vermittelte dann das Ghost endlich das erwartete sichere Feeling auf dem Trail und dank des sehr guten Handling enorme Spielfreude mit dem Bike. Auch wenn derart viel Negativfederweg für einen Freerider etwas ungewöhnlich sind, bringt es einen ungemeinen Nutzen beim Ghost. Erstaunlicherweise bietet das FR Northshore selbst mit dieser Einstellung noch genug Reserven für Kanten und Sprünge.

Unbedingt überdenken sollten die Entwickler von Ghost die Verlegung des Schaltzugs. Beim vollständigen Einfedern kann dieser beim Ausfedern an der Sattelklemme hängenbleiben und, wie bei uns geschehen, zerfetzen. Das bringt einen natürlich leider nicht nach vorne. Stiefmütterlich wurde von uns bis jetzt bei den Tests das Thema Sattel behandelt. Vielleicht ein Fehler, den wir beim Ghost FR Northshore prompt ändern werden. Der Fizik sieht zwar sehr schnittig aus, aber leider wurde auf Sitzkomfort komplett verzichtet. Seine Stärken zeigt der Sattel vor allem beim Fahren im Stehen. Kurz gesagt, selten haben wir schlechter gesessen!

Die Rock Shox Totem 2-Step Air bietet neben der unkomplizierten Absenkung des Federwegs von 180mm auf 135mm vor allem eines: Ein sehr gutes und sensibles Ansprechverhalten. Die Gabel lässt sich perfekt einstellen und bietet mit der 20mm Maxle-Achse auch noch ein perfektes Steckachsensystem. Eigentlich alles gut…leider rafft es aber den Federweg nach einigem Auf- und Absenken der Totem dahin. Langsam und allmählich schwindet der Federweg. Wir hatten am Schluss statt der 180mm noch ganze 135mm Federweg zur Verfügung – ohne Reduzierung! Erstaunlich ist, dass die Gabel selbst dann noch noch um 45mm reduziert werden kann. Im Anschluss an den Test haben wir eine Stellungnahme von Ghost Bikes zum Thema Rock Shox Totem 2-Step Air!

Fazit:

Wir sehen das Ghost FR Northshore, entgegen der Bezeichnung, als Super-Enduro. Die unglaublich gute Kletterfähigkeit und das entspannte Touren würden uns sogar ermuntern, mit dem Ghost FR Northshore einen FR-AlpenX zu bestreiten. Mit viel Negativfederweg kann man mit dem Ghost zudem noch eines: Richtig rocken! Die saubere Verarbeitung des Ghost und die Auswahl der Komponenten kann sich sehen lassen. Eine andere Schaltzugverlegung und einen dem Gesäß mehr zugetanenen Sattel würden wir aber empfehlen! Schön wäre es, wenn das Bike auch noch in kleineren Größen verfügbar wäre.

Größen: 44 cm (17,5″) und 48 cm (19″)
Farbe: concrete
Gewicht: etwa 17,1 Kilogramm
Preis: 3099 Euro

Stellungnahme von Bastiaan Thijs (Ghost Bikes) zur Problematik Rock Shox Totem 2-Step Air:

„Wir bedauern die Probleme die die RS Totem 2-Step unsere Kunden und uns besorgt natürlich auch. Wenn wir die Probleme vorher sehen hätten können, hätten wir uns natürlich ganz klar anders überlegt. Wir setzen darum auch alles auf alles um unsere Kunden mit Rat und Tat bei zu stehen, und wir haben sogar mache Kunden die Probleme gehabt haben, mit unsere letzte neue Gabeln aus unserem eigen Lagerbestand versorgt! Mittelerweile hat sich die Lage wieder einigermassen entspannt, Sport Import kann die betroffene Gabeln so wie es ausschaut innerhalb kürzeste Zeit auf Solo Air umbauen, und wenn in August dann die überholte 2-Step Units dort arrivieren, kann der Kunde die Gabel fürs 2. Mal einschicken und somit wieder kostenlos auf eine funktionierende 2-Step Unit zurückbauen lassen. Wenn sie wollen können und wollen wir natürlich gerne diese Ganze Vorgang für unsere Kunden abwickeln, aber in der Regel geht es am schnellsten wenn man es direkt über Sport Import macht, weil wir auch nix anderes machen können/dürfen als die Gabeln zu Sport Import schicken. So spart sich der Kunde dann die Zeit dass die Gabel zu und von uns unterwegs ist.“

Mehr Infos unter www.ghost-bikes.com