Ghost AMR 5700 – Ein Alleskönner im Härtetest

Schöne schmale Singletrails, gespickt mit Steinen und Wurzeln, lassen jedes Bikerherz höher schlagen. Dass dabei nicht nur bergab, sondern auch bergauf ein gutes Fahrwerk wichtig ist, zeigte unser harter Test des Ghost AMR 5700 in Südfrankreich. Die losen und zum Teil kindskopfgroßen Steine verlangten nicht nur bergab alles vom Fahrwerk ab. Auf den ersten Blick macht das AMR einen sehr soliden Eindruck. Phatte Rohre und Gussets versprechen schon optisch eine harte Nehmerqualität des Ghost. Ein Grund mehr, das AMR 5700 hart im Test ranzunehmen.

Die erste Ausfahrt in heimischen Gefilden zeigte direkt die Stärken des AMR auf. Sprintstark und handlich lässt sich das Ghost souverän über die Trails bewegen. Das Bike fährt sich wie aus einem Guss. Der Hinterbau und die Gabel harmonieren perfekt. Im Driftbereich verhält sich das Ghost absolut neutral. Ein Sicherheitsfaktor, den wir bei unseren Test in Südfrankreich auf den vielen losen Steinen schnell zu schätzen wissen. Für ein besseres Handling und eine entspanntere Sitzposition haben wir für den Test einen kürzeren Vorbau montiert. Verfügbar ist das AMR in vier Größen von 17,5 Zoll bis 22 Zoll. Auch das AMR 5700 bietet das SCL (Specific Chainstay Length) Prinzip, wo die Hinterbaulänge mit den jeweiligen Rahmengrößen mitwächst. Das sehr gute Fahrverhalten spricht für das von Ghost entwickelte System.

Der Viergelenker mit 120mm Federweg spricht hervorragend an. Der verbaute X-Fusion 02 PVA Dämpfer musste zwar zu Beginn des Tests wegen Druckverlustes ausgetauscht werden, aber die prompte Lieferung eines Ersatzdämpfers und die zuverlässige Arbeit des neuen Dämpfers stimmt uns sehr milde und angesichts der Torturen, die das Bike und der Austauschdämpfer ohne Beanstandung über sich ergehen lassen mussten, können wir beim ersten Dämpfer wohl definitiv von einem Einzelfall ausgehen. In der offenenen Position spricht der Dämpfer sehr soft an und begeistert durch Sensibilität, die zuschaltbare Plattformstufe erweist sich vor allem beim Touren und beim Crosscountry als sehr empfehlenswert.

Als Federgabel versieht die Rock Shox Recon 351 U-Turn mit PopLoc an dem AMR ihren Dienst. Der Federweg der Gabel lässt sich von 85 bis 130mm stufenlos einstellen. Der Drehknopf der Recon, zur Einstellung des Federwegs, ist mit Handschuhen während der Fahrt nicht besonders gut greifbar und erntet deshalb leichte Kritik. Die Kletterfähigkeit des AMR ist mit vollem Federweg bereits ziemlich gut, nach der Minimierung des Federwegs können selbst steilste Uphills erklommen werden. Wenn der Untergrund wie in Südfrankreich viele lose Steine aufweist, hilft ein Griff zum Dämpfer. In der offenen Position des Dämpfers saugt sich das AMR 5700 regelrecht am Boden fest und sorgt mit der guten Traktion für ein stetiges Erklimmen des Berges.

Besonders viel Wert legen wir natürlich auf die schnelle und sichere Abfahrt. Geröllabfahrten meistert das Ghost ebenso souverän wie Wurzelpassagen und Kanten. Das All-Mountain-Bike von Ghost macht richtig Spaß und sorgt mit dem guten Fahrwerk für ein sehr sicheres Gefühl. Die Nobby Nic zeigen sich auf heimischen Waldboden sehr sicher und glänzen dabei noch mit guten Rolleigenschaften, auf Geröllabfahrten stößt man mit den Nobby Nic aber recht schnell an die Grenzen der Reifen, auch was die Pannensicherheit angeht. Die Ausstattung des AMR 5700 gibt keinen Grund zum Nörgeln. Die Mavic Crossride Felgen konnten uns ebenso überzeugen wie die Avid Juicy 5 Scheibenbremsen.

Eine Mischkultur findet man bei der Schaltung: Das Schaltwerk ist ein SRAM X.9, während als Umwerfer ein Shimano XT Verwendung findet. Ritchey Komponenten und die Shimano Octalink Kurbelgarnitur runden das sehr gute Bild des Ghost ab. Trotz der phatten Optik sieht das AMR 5700 sehr edel aus. Auch die verbauten Komponenten passen sich optisch und funktionell schön in das Gesamtkonzept ein. Selbst nach dem Test zeigt sich der Rahmen in „silver anodised sandblast“ noch in einem hervorragendem Zustand. Das Gewicht wird vielen Bikern zu hoch erscheinen, dafür gibt es aber ein Bike, welches neben einer guten Funktion auch durch Stabilität überzeugt und damit beim Faktor Sicherheit noch punkten kann.

Fazit:

Das Ghost AMR 5700 zeigte sich im Test als geradezu perfektes All-Mountain-Bike. Die Einstufung als Alleskönner ist nicht nur bloße Fassade, sondern das AMR 5700 kann von der Funktion, Zuverlässigkeit und Stabilität voll überzeugen. Für ein Bike in dieser Klasse wünschen wir uns aber von Werk aus direkt einen kürzeren Vorbau.

Gewicht: etwa 13,3 Kilogramm (ohne Pedalen)
Farbe: silver anodised sandblast
Größen: 44, 48, 52 und 56 cm
Preis: 1999 Euro

Mehr Infos unter www.ghost-bikes.de