Red Bull Werks ES-600 – Das Enduro von Rose im Test

Die Anforderungen an ein Endurobike sind einfach definiert, aber fast unmöglich in die Tat umzusetzen. Es muss perfekt klettern, selbst auf ruppigsten Abfahrten liegen wie ein Brett, sollte auf Singletrails für einen Tunnelblick sorgen und muss zudem natürlich noch tourentauglich sein. Auf einen Punkt gebracht bedeutet dies, es muss eine eierlegende Wollmilchsau sein. Eine schwere Aufgabe, der sich auch das Red Bull Werks ES-600 vom Versandhandel Rose stellt. Wo die Stärken und die Schwächen des Werks liegen, galt für uns herauszufinden.

Die abgedruckten Daten im Katalog des Versandhandels Rose lesen sich hervorragend. Am Heck bietet das Red Bull Werks ES-600 145 mm Federweg, vorne sind es 130 mm Federweg. Enduristen werden sich mit weniger allerdings auch nicht zufrieden geben. Auch die verbauten Parts machen auf dem Papier einen guten Eindruck. Ob das ganze Paket allerdings harmoniert, musste fahrtechnisch ermittelt werden. Dem Red Bull Werks ES-600 stand eine schwere Zeit bei uns bevor. Bevor man eine Abfahrt genießen kann, muss man natürlich erstmal hoch fahren. Eine Pflichtkür für Enduros!

Das Werks ES-600 klettert hervorragend, hebt jedoch bei vollem Federweg der Gabel, bei der verbauten Rock Shox Revelation 426 Air sind das 130 mm Federweg, die Nase. Besonders bei steilen und engen Serpentinenauffahrten gestaltet sich dies zu einem Geduldsspiel und artet in einem körperlichen Balanceakt aus. Doch clever hat Rose vorgesorgt!
Die Revelation lässt sich dank U-Turn bequem während der Fahrt auf ein Minimum an Federweg runterschrauben. Mit 100 mm Federweg wird das Manko des Hebens der Nase gut eliminiert.

Die Revelation kann absolut überzeugen. Das gute Ansprechverhalten erfreut ebenso wie die Motion Control Dämpfung mit verstellbarem FloodGate. Natürlich spendierte Rose dem Werks auch eine PopLoc Fernbedienung. Die Gabel glänzt neben dem guten Ansprechverhalten und den guten Einstellmöglichkeiten mit einer bemerkenswerten Steifigkeit. Nicht nur die Gabel, sondern auch der für den Hinterbau verantwortliche Dämpfer entstammt dem Hause Rock Shox. Mittels Verstellschraube lässt sich der Dämpfer blockieren, was vor allem auf Straße für ein kräftesparendes Vorankommen sorgt.

Das Konzept des Viergelenkers setzt Rose schon seit einiger Zeit erfolgreich um. Beim Werks ES-600 konnten wir aber leider leichte Schwächen feststellen. Entgegen den sonstigen guten Erfahrungen mit den Viergelenkern von Rose verhält sich das Werks ES-600 mit dem Rock Shox Pearl 3.1 Dämpfer etwas unglücklich. Bei leichten Unebenheiten spricht das Red Bull noch sehr gut an und bügelt die Trails glatt. Vor allem bei Uphills kann das Werks dadurch Punkte sammeln. Bei groben Trails mit dicken Wurzeln und Steinen wird das Ansprechverhalten des Hinterbaus merklich schlechter und die Stöße werden vermehrt an den Fahrer weitergegeben.

Das Werks glänzt mit extremer Handlichkeit. Die Lenkung ist feinfühlig und lässt sich exakt umsetzen. Auf schnelleren Abfahrten reagiert das Werks leicht nervös.
Prinzipiell würden wir uns an dem Red Bull Werks ES-600 einen breiteren Lenker und einen kürzeren Vorbau wünschen. Absolut überzeugend ist das Driftverhalten des Werks. Beim Überschreiten der Haftgrenze driftet das Werks über beide Räder gleichzeitig und lässt so, ohne an Sicherheit zu verlieren, Fahrfreude aufkommen.

Diese Grenze lässt sich sogar noch nach oben schrauben. Rose stattet das Werks ES-600 mit Continental Gravity in der Breite 2.3 aus. Der Freeridereifen aus dem Hause Continental ist für den Einsatz als tourenlastiges Enduro sicherlich eine verständnisvolle Wahl, unseren Anspruch an Haftung kann der Continental Gravity aber nicht gerecht werden. Ein anderer Reifen musste her! Wir haben dem Red Bull im weiteren Verlauf des Test den Schwalbe Big Betty in der Größe 2.5 spendiert. Eine Wahl, die dem Rose gut zu Gesicht steht und es mit mehr Sicherheit und noch mehr Fahrspaß quittiert.

Der Einsatz von dickeren Reifen bereitet dem Red Bull übrigens keine Probleme. Der Hinterbau ist großzügig dimensioniert, könnte in unseren Augen allerdings etwas seitensteifer sein. Ebenfalls sehr großzügig dimensioniert sind die Bremsen. Die Avid Juicy Seven mit 203 mm Bremsscheiben lassen den Fahrer bei einem beherzten Zug am Bremshebel regelrecht zusammenstauchen. Die Avid geben zwar fürchterliche glucksende Geräusche von sich, sind von der Bremsperformance und der Dosierbarkeit aber absolute Spitzenklasse und verdienen höchstes Lob.

Bei der Wahl der Ausstattung überließ Rose nichts dem Zufall. SRAM X-9 Schaltung, Race Face Lenker und Vorbau, Shimano LX Tretlager und die hauseigenen Xtreme Big Trail Wheels geben genauso wenig Grund zum Nörgeln wie die schon erwähnten Avid Bremsen und die Rock Shox Revelation Federgabel. Ebenfalls ohne Tadel bleibt die Verarbeitung des Red Bull und die Lackierung. Nur vom Sattelrohr sind wir enttäuscht. Trotz des optischen Eindrucks einer komplett versenkbaren Sattelstütze, ließ sich diese bei dem Rahmen in der Größe 17 Zoll nur knapp 17 cm versenken.

Fazit:

Die erstklassigen Komponenten und die gute Verarbeitung des Werks ES-600 sind geradezu eine perfekte Geldanlage. Zudem glänzt das Werks ES-600 mit außerordentlichem Fahrspaß auf Trails. Dies lässt sogar die Schwäche des Hinterbaus gut verschmerzen.

Rahmengrößen: 17, 19 und 21 Zoll
Farbe: Basalt-Black
Gewicht: ca. 13,3 kg (ohne Pedalen)
Preis: 1799 Euro

Mehr Infos unter www.roseversand.de