Bereits unsere germanischen Vorfahren zog es vom kalten Norden in den sonnigen Süden. Das Land jenseits der Alpen galt für viele Germanen als das Paradies auf Erden. Ein Paradies, welches die Kimbern durch Überquerung der Alpen zu erreichen versuchten. So setzten sich riesige Menschenmassen auf der Flucht vor Kälte und Hunger in Bewegung. Menschenmassen, welche die Römer zu Recht fürchteten. Um etwa 101 vor Christi wagten die Kimbern unter ihrem König Boiorix den letzten Vorstoß über die Alpen. Eine Geschichte mit tragischem Ausgang. Über 2100 Jahre später braucht man bei der Reise in das gelobte Land nichts mehr zu befürchten. Die Menschen sind sehr gastfreundlich und die Begeisterung für das Mountainbike überschreitet alle Landesgrenzen. Auch in dem zu durchquerenden Österreich genießt der Reisende enorme Gast- und Hilfsbereitschaft.
Im Gegensatz zu vielen Alpenüberquerungen sollte unser Start nicht in Oberstdorf erfolgen, sondern in Berchtesgaden. Das Sprichwort „alle Wege führen nach Rom“ lässt sich, nach Betrachtung der möglichen Touren und Routen, abgeändert auch auf Riva del Garda übertragen. Die Anzahl der Möglichkeiten, nach Riva zu gelangen, ist immens. Je nach Anforderung an Mensch und Material bieten sich eine Unmenge von Möglichkeiten. Auch wir bedienten uns, um nicht direkt vor dem ersten Alpencross den Kopf zu verlieren, einiger externer Hilfen und dem Erfahrungsschatz anderer Alpencrosser.
Neben den Büchern findet man auch sehr viele Tipps im Internet. Man sollte sich nicht scheuen, in diversen Foren nach Rat zu suchen. Viele gestandene Alpencrosser geben sehr gerne Auskunft und stehen dem Alpencross-Neuling mit Rat und Tat zur Seite. Eine weitere gute Informationsquelle stellen DVD mit dem Schwerpunkt Alpencross dar. Diese sehr leicht zu konsumierenden Informationen fesseln durch die sehr schönen Landschaftsaufnahmen und die festgehaltene Geräuschkulisse zusätzlich.
Literatur zum Thema Alpencross
Sehr gute Dienste zur Vorbereitung unserer Tour leistete uns das Werk von Achim Zahn „Alpencross – Mit dem Mountainbike über die Ost- und Westalpen“ aus dem Bruckmann Verlag. Über 120 komplette Alpenüberquerung in 10 Jahren hat Achim Zahn hinter sich gebracht. Eine Erfahrung, von der man profitieren kann und auch sollte. Siebzehn detaillierte Routen gibt der Alpencross-Profi seinen Lesern preis. Hauptaugenmerk sind dabei Routen in den Ostalpen, allen voran Alpenüberquerungen ab Oberstdorf. Das magische Dreieck der Ostalpen wird genauso umfangreich und ausführlich behandelt wie die Routen über den Reschenpass und den Brenner. Für die Freunde der Westalpen finden sich drei detaillierte Routen, wie zum Beispiel der Alpencross vom Genfer See zum Mittelmeer.
Das Werk von Achim Zahn ist übersichtlich gestaltet und bietet, neben den vielen ausführlichen Routenbeschreibungen mit Tagestourenplan, sehr viel Wissenswertes zum Thema Alpencross. Von der Vorbereitung und Planung bis hin zur Wetterkunde ist in diesem Werk alles nachlesbar. Zu jeder einzelnen Route findet sich eine Kurzübersicht des Tourencharakters. Somit kann man vorab den Schwierigkeitsgrad, den Anspruch an die Fahrtechnik und Kondition sowie den Erlebniswert abschätzen. Zusätzlich findet sich zu jeder Tour ein Höhenprofil und eine Übersichtskarte. Fesselnd und leidenschaftlich geschrieben springt der Funke des Alpencrosses spätestens beim Lesen über. Der Alpencross-Baukasten am Ende des Buches bietet eine erstklassige Hilfe beim Planen einer eigenen Tour. Ein Werk, welches man getrost als die Bibel des Alpencrossers bezeichnen dürfte.
Erschienen im Bruckmann Verlag
ISBN 3-7654-4059-0
Preis 29,90 Euro
Ebenfalls aus dem Bruckmann Verlag ist der Hüttenatlas von Eugen E. Hüsler. 1300 verschiedene Hütten werden in diesem Buch vorgestellt. Neben den allgemeinen Infos zu den verschiedenen Hütten in Tabellenform, wie zum Beispiel die Lage, der Zustieg und die Kontaktmöglichkeiten, werden in diesem Buch zusätzlich einige Hütten separat vorgestellt. Hier erfahren wir mehr zur Geschichte der einzelnen Hütte und den damit verbundenen Menschen.
Eindrucksvolle Bilder unterstreichen die gewonnenen Eindrücke des Lesens. Die Übersichtskarten und Beschreibungen der jeweiligen Regionen können eine wertvolle Hilfe bei der Planung darstellen. Mit Hilfe dieses Werkes wird die Zimmerbuchung oder einfach nur die Vergewisserung, ob das Tagesziel überhaupt zugänglich ist, erheblich vereinfacht. Wermutstropfen bleibt, dass trotz der 1300 Hütten natürlich nicht alle Hütten der Alpen aufgeführt sind oder sein können. Eines unserer Tagesziele, das Tauernhaus Spital, fehlte in unserer Ausgabe komplett.
Erschienen im Bruckmann Verlag
ISBN 3-7654-3987-8
Preis 39,90 Euro
Mit diesen beiden Bänden kann man seinen persönlichen Alpencross sehr gut planen. Wir haben uns hinreichend der Informationen bedient und das angelesene Wissen in unseren eigenen Alpencross einfließen lassen. Je mehr man liest, desto heißer wird man natürlich auf die Alpenüberquerung. Jede freie Minute wurde auf dem Bike verbracht und wenn nicht, dann hing man entweder vertieft über einem Buch, stöberte im Internet oder hat sich mit einer DVD vorbereitet. Die bewegten Bilder heizen natürlich besonders ein und spätestens in diesen Momenten wünschten wir uns, bereits mit dem Bike unterwegs zu sein. Natürlich wollen wir euch diese beiden Dokumentationen vorstellen.
DVD – Auf Heckmairs Spuren – Von Oberstdorf nach Riva
Manchmal geht das Leben schon merkwürdige Wege. Umstände, die einen Menschen zwingen, sein Leben neu zu ordnen und die bisherigen Lebensinhalte zu überdenken. So erging es auch Andi Heckmair, der durch einen Lawinenunfall gezwungen wurde, seine bis dahin ausgeübte und geliebte Tätigkeit als Bergführer einzuschränken. Die Anfangs von ihm als Modeerscheinung angesehenen Mountainbikes erregten jedoch sehr schnell sein Interesse und so beschloss er 1989, als erster Mountainbiker die Alpen zu überqueren. Dabei sollte sein Weg so direkt wie nur möglich sein, so „wie der Flug der Schwalben“. 11000 Höhenmeter auf einer Länge von 450 Kilometer legte Andi Heckmair bei der Erstbefahrung der Alpen zurück. Eine sehr harte und schwere Tour. Ein Team des Bayerischen Rundfunks begleitete den Pionier des Alpencrosses 14 Jahre nach der Erstbefahrung auf dieser sehr anspruchsvollen Strecke. Eine Tour, bei der neben dem Mountainbiker vor allem der Bergsteiger gefordert wird.
Ohne Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung wäre diese Tour ein wahnwitziges Unternehmen und zum Scheitern verurteilt. Es wird geschoben, getragen, gefahren. Die Streckenführung ist so krass, dass einem und besonders mir schon beim Zuschauen schwindelig wird. Für Andi Heckmair kein Problem, der sogar Schluchten von 200 bis 300 Meter Tiefe liebt. Eindrucksvolle Aufnahmen bezeugen die Extremität dieser Tour. Den nur Mountainbiker könnte die Heckmair-Tour, angesichts der vielen Trage- und Schiebepassagen, allerdings abschrecken. Wer diese Tour fährt sollte das Mountainbike nach Aussage des Pioniers als Werkzeug betrachten. Da gibt es auch nichts zu makeln, denn die „Spielregeln kann jeder selber machen“. Dieser Aussage von Andi Heckmair können wir nur zustimmen. So führt der Weg neben Asphalt auch über viele ehemalige Schmugglerpfade. Eine Tour mit wunderschönen Impressionen, professionell vom Bayerischen Rundfunk festgehalten.
Als Bonus befindet sich auf der DVD der Beitrag „Zwischen Triglav und Adria“. Vier Stunden von München entfernt bietet sich dem Biker ein nahezu noch unberührtes Stück Natur. Eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen werben für das Biken an der Soca in Slowenien, jenseits des Massentourismus. Ein Gebiet, welches Rafter bereits für sich entdeckt haben.
Die Gesamtspielzeit der DVD „Auf Heckmairs Spuren – Mit dem Mountainbike über die Alpen – Von Oberstdorf nach Riva“ beträgt etwa 60 Minuten und der Preis 14,95 Euro.
DVD – Abenteuer Alpencross – Dokumentation von Schymik
Immer mehr Videos über extremes Biken überschwemmen den Markt. Dabei bezieht sich das Extreme auf Fahrmanöver und Sprünge, die für normal sterbliche Mountainbiker meist noch nicht einmal im Traum machbar sind. Der Markt in diesem Bereich scheint aber zu boomen. Selbst ein Backflip wird von der nach Adrenalin schreienden Masse nur noch eines flüchtigen Blickes gewürdigt. Fast könnte man meinen, dass der normale Biker in seiner natürlichen Laufbahn ausgestorben zu sein scheint. Umso mehr sticht aus der Masse der Videos eine Werk hervor, bei dem das Wort Extrem eine andere, wenngleich nicht unbedingt eine neue Bedeutung bekommt.
Welche Strapazen Mensch und Material bei einer Alpenüberquerung erleiden müssen, bedarf keiner Erläuterung. 650 Kilometer und über 20000 Höhenmeter in neun Tagen bringen Biker und Bike an den Rand des Möglichen und Machbaren. Begleitet von einem Kamerateam wagen vier Recken dieses Unternehmen. David Werner, Rolf Metzger, Carsten Schymik und Roland Schymik, Regisseur und Produzent zugleich, führen uns vom bayrischen Mittenwald aus durch sehr beeindruckende Gebirgslandschaften, teilweise am Frontverlauf des ersten Weltkrieges, bis nach Torbole am Gardasee.
Der Zuschauer schaut bei diesem 60 minütigen Video nicht nur zu, er hat das Gefühl dabei zu sein. Eine sehr gute Kameraführung vor einer unglaublichen Kulisse, unterlegt mit einer Musik, die wir zwar nicht einordnen können, die aber sehr gut zu den jeweiligen Szenen passt. Auch die sprachlich übermittelten Informationen passen sich sehr gut ins Gesamtgefüge ein und klären nicht nur über die Route, sondern auch über die Standorte und deren Geschichte auf, die zum Teil sehr blutig und grausam ist. Wer hätte gedacht, dass an so entlegenen Orten so erbarmungslos Krieg geführt wurde?!
Sehr gut gefallen uns auch die Sprachmitschnitte der Biker und die Interviews mit den Einwohnern und Gastgebern, die diese Gattung Biker mittlerweile zu schätzen gelernt hat. Nach neun Tagen ist das Ziel am Gardasee erreicht. Trotz einer Knieverletzung und eines Rahmenbruchs in den Bergen heißt es am Ende „shake hands“. Dazu passen auch die ehrlichen und offenen Statements am Ende der Tour. Die Produktion ist professionell und könnte auch einer Reportage im Fernsehen entstammen. Ein Video, welches Lust macht, sich ebenfalls den Strapazen zu stellen, um solch ein Erlebnis zu erfahren.
Der Preis der Dokumentation beträgt 15,00 Euro zzgl. Porto und Verpackung. Erhältlich ist dieses kurzweilige Abenteuer unter www.abenteuer-alpencross.de. Hier findet sich auch das dazugehörige Roadbook und weitere Titel zum Thema Alpencross.
Bei Abenteuer Alpencross handelt es sich um die erste große Dokumentation des Teams um Roland Schymik. Mittlerweile finden sich noch zwei weitere Abenteuer zum Thema Alpencross. Abenteuer Alpencross 2 beschreibt den Transalp auf der Albrecht-Route und der dritte Teil der Abenteuer Alpencross Serie beschäftigt sich mit den ebenfalls sehr faszinierenden Westalpen.
Aus dem gleichen Hause stammen übrigens auch Trailhunter Finale, Trailhunter Gardasee und Abenteuer Korsika. Anschauen lohnt!
Das Kartenmaterial
Unverzichtbar ist gutes Kartenmaterial. Ohne Kartenmaterial ist das Projekt Alpencross bereits vor der ersten Fahrt zum Scheitern verurteilt. Als Kartenmaterial haben wir uns mit Kompass-Karten eingedeckt. Der Vorteil der Kompass-Karten ist die länderübergreifende hohe Verfügbarkeit, die Aktualität der Karten und nicht zuletzt die Nennung des Kartenmaterials in den verschiedensten Quellen. Darüber hinaus kann man auf der Webseite von Kompass komfortabel die passenden Karten ermitteln. Die Karten zeigen natürlich alles, was man von einer vernünftigen Wanderkarte erwartet. Der Blick in die Karten differenziert unterschiedlichste Wegbeschaffenheiten und zeigt auch Mountainbike-Touren sowie Radrouten an. Der bei unseren Karten gebräuchliche Maßstab von 1:50.000 erwies sich als guter Kompromiss zwischen Lesbarkeit und platzsparendem Packmaß.
Das jeder Karte zusätzlich beiliegende kleine Kompass-Lexikon bietet viele wichtige Informationen über das gewünschte zu durchquerende Gebiet. Neben den aufgeführten Sehenswürdigkeiten findet sich auch viel wissenswertes über Land, Städte, Gemeinden und Leute sowie Kontaktinformationen zu Hütten und Gasthöfen. Diesen kleinen Ratgeber sollte man nicht unterschätzen und in seine Planung mit einbeziehen. Wenn man vor hat sich zu trennen, muss ein zweites Kartenblatt dieses Gebietes vorhanden sein! Damit war bereits das erste Sorgenkind unseres Alpencrosses geboren – wir haben schlicht und ergreifend nicht daran gedacht für diese Etappen einen zweiten Kartensatz mitzunehmen! Ein verhängnisvoller Fehler! Natürlich kann man auch per GPS auf Reisen gehen. Der hohe Preis und die Angst, die Technik könnte vielleicht versagen, ließ uns ausschließlich auf das altbewährte gute Papier zurückgreifen. Zumindest hatten wir einen Kompass (diesmal ist das Ding zur Bestimmung der Himmelsrichtung gemeint) dabei, den wir allerdings nie gebraucht haben.
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