Fahrzeit: 4:46 Stunden
Zurückgelegte Strecke: 32 Kilometer
Zurückgelegte Höhenmeter: 1675 Meter
Der erste Gedanke nach dem Aufwachen galt den am Abend entfernten Decken. Der Blick zu den Decken beruhigte uns. Die Decken lagen immer noch da wo wir sie abgelegt hatten. Die Nacht im Schlafsack war allerdings ungewohnt – zumindest für mich, der immer feudale Pensionen und Hotels bevorzugte. Für Markus war eine Übernachtung im Schlafsack eigentlich nichts Ungewöhnliches. Eine Übernachtung im Schlafsack in einem Gästezimmer war allerdings auch für ihn eine Premiere. Zumindest hatten wir die Schlafsäcke offensichtlich nicht umsonst mitgeschleppt.
Nach dem vorherigen „Ruhetag“ mit etwas über 80 Kilometern und 1000 Höhenmetern sollte uns am fünften Tag direkt zu Beginn ein Uphill Leckerbissen erwarten. Der fünfte Tag war gleichzeitig der Einstieg zu der 2002er Tour der faszination-alpen.de. Knapp 1200 Höhenmeter am Stück galten direkt am Anfang zu vernichten. Nach etwa 1000 Höhenmeter, die erst auf Asphalt beginnen und im späteren Verlauf auf immer loseres Geröll übergehen, besteht allerdings die Möglichkeit, im Rifugio Croda da Lago eine Stärkung zu sich nehmen. Was wir auch taten! Urlaub ist Urlaub! So genossen wir bei schönstem Sonnenschein und herrlichen Temperaturen mit einem herrlichem Blick auf den Federa-See und die umliegenden Berge sehr leckere Spaghetti. Nach der Stärkung verließen wir ab dem Rifugio Croda da Lago die bis dahin gefahrene Wanderroute 432, um auf den Wanderweg 434 zu wechseln, der sich am Croda da Lago bis zum Becco di Mezzodi empor streckt. Mit dem Wanderweg 434 erwartete uns ein technischer, aber sehr feiner Uphill über einen schmalen und steinigen Singletrail.
Der Federa-See, sprich der Lago Federa, ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Der auf 2038 Meter gelegene See dient auch vielen Wanderern als Etappenpunkt für die Besteigung des Croda da Lago und des Becco die Mezzodi. In diesem Bereich ist deshalb vermehrt mit Wanderern zu rechnen.
Der weitere Verlauf der Tour erfolgt abwärts über die Wanderroute 458 und 467 bis zum Rifugio Citta di Fiume mit schönen, zum Teil technischen Singletrailabfahrten. Der bis dahin perfekte Tag sollte dennoch einen negativen Beigeschmack bekommen. Im Gegensatz zur vorgegebenen Tour der www.faszination-alpen.de wählten wir ab dem Rifugio Citta di Fiume die Wanderroute 472. Ein Fehler wie sich herausstellen sollte. Die Wanderroute 472 ist für Biker definitiv nicht zu empfehlen, es sei denn, man schiebt sein Bike gerne.
Die Schiebepassagen bedeuteten mehr Frust als Lust. Genervt setzte ich einen Fuß vor den anderen. Natürlich ereilt einen in solchen Situationen auch noch Murphys Law. Das geniale Wetter wandelt sich – leider mal wieder – in Regen. Natürlich! Gefrustet durch die Schieberei, laut fluchend und dadurch nicht mehr mit der nötigen Aufmerksamkeit unterwegs, ging ich dann auch noch in einer endlich fahrbaren Abfahrt über den Lenker. Hier machte sich direkt der nächste Frust breit: Markus war voraus gefahren und ich lag kopfüber unter dem Fahrrad wenige Meter abseits des Weges. Von Markus keine Spur. Ich krabbelte wieder auf den Weg und fuhr bis zur nächsten Abzweigung, wo mich Markus erwartete.
Der Sturz blieb bis auf eine Prellung an den Rippen und einigen Löchern in der Regenkombi ohne Folgen. Nicht auszudenken, wenn hier unser Alpencross, aufgrund einer Verletzung, hätte beendet werden müssen. So konnte es nach einer Verschnaufpause und nachlassendem Adrenalinspiegel wieder weiter gehen.
Zwischen dem 2158 Meter hohen Crot und dem 3168 Meter hohen Monte Pelmo befindet sich der Gebirgspass Forcella Staulanza. Hier findet sich auch eine Raststätte und ein Parkplatz. Der Monte Pelmo gehört mit seinen 3168 Metern zu den höchsten Gipfeln der Dolomiten. Die Erstbesteigung des Monte Pelmo geschah übrigens erst im Jahre 1857 durch den Iren Sir John Ball.
Ab Forcella Staulanza erwartet einen dann auf der ausgewiesenen MTB-Strecke sehr viel Downhillspaß. Die sehr technisch mit vielen Steinen, Wurzeln und Kehren durchsetzte Abfahrt lässt so manchen Bikepark vor Neid erblassen. Mein vorangegangener Sturz veranlasste uns das Tagesziel vorzuziehen und schon in Alleghe zu nächtigen. In Alleghe gestaltete sich die Suche nach einem preiswerten Zimmer ebenso zeitintensiv wie in Cortina d’Ampezzo. Wer suchet, der findet aber auch hier. Fündig wurden wir in Masare, einem kleinen Nachbarörtchen.
Die Betten und die Bettdecken waren diesmal hervorragend, warmes Wasser zum Duschen ist ja nicht unbedingt zwingend notwendig. Ich duschte mit kaltem Wasser, während Markus diesmal auf die Dusche verzichtete – wer konnte es ihm verdenken?!
Die kleine Gemeinde Alleghe liegt direkt am Lago d’Alleghe. Der See entstand im Jahre 1771 durch einen Erdrutsch. Dabei wurden die Ortschaften Fusine, Riete und Marin begraben und die Ortschaften Costa, Peron, Sommariva und Torre durch das aufstauende Wasser überflutet. Aus der damaligen Katastrophe entstand ein traumhafter See. Doch nicht nur Mountainbiker, Skifahrer und Wanderer haben Alleghe für sich entdeckt – durch die traumhafte Lage in den Dolomiten gastiert hier auch regelmäßig die Giro d’Italia.
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