Focus Black Forest – German Lightweight Technology – Fahrtest

Nur allzu oft schaut man über den großen Teich, wo Träume zur Realität werden. Hört man sich in Deutschland um, könnte wirklich der Eindruck entstehen, nur in den USA wäre das Verwirklichen von Träumen möglich. Die Präsenz der großen Marken aus Übersee und der Einfluss der US-amerikanischen Fahrer auf bestimmte Produktlinien, und damit deren Erfolg, unterstützen diese Meinung. Doch so weit muss man gar nicht schauen. Auch Deutschland bietet erstklassige Sportler und Bikeschmieden, sowie den Willen des Individuums, bereits bestehendes mit eigenen Ideen und Erfahrungen zu verfeinern und zu verbessern oder gar neue Wege zu beschreiten.

Einer der herausragendsten Sportler, die Deutschland zu bieten hat, ist Mike Kluge. Die gewonnenen Titel lassen sich an einer Hand nicht mehr abzählen: Mehrfacher Weltmeister und deutscher Meister im Querfeldein sowie mehrere Titel beim Mountainbiken einschließlich Sieg in Kaprun beim Worldcup im Downhill. Es kam wie es kommen musste. Anfang der neunziger Jahre gründete „Mike the bike“ eine eigene Fahrradmarke mit dem Namen Focus. Die Erfahrung von Mike Kluge und deutsche Ingenieurskunst bescherten der Marke Focus schnell große Beliebtheit und Ansehen. Letztendlich profitieren aber nicht nur die gefertigten Bikes von diesem Know-How, sondern speziell die Biker, die diese Geräte bewegen.

Ein Bike, welches dies besonders gut wiederspiegelt, ist das Black Forest aus der Sport Series. Zugegebenermaßen war die Erwartungshaltung der mtb-extreme an das Black Forest sehr hoch. Ein langer Praxistest sollte zeigen, ob sich das Focus behaupten können wird. Bevor man mit dem „Black Forest“ zu Land und Tal zieht, sollte bei der verbauten Gabel, einer Suntour Axon (SF-AXO-E LO), auf den richtigen Luftdruck geachtet werden. Ein zu geringer Luftdruck lässt die Gabel schnell in die Knie gehen und ein Durchschlagen ist vorprogrammiert. Die Gabel mit den schwarzen Standrohren lässt sich mit der Lockout-Funktion zum Uphillen oder Straßenfahren blockieren.

Somit reduziert sich der Federweg von 100mm auf quasi 0. Ein minimaler Restfederweg bleibt als Reserve bestehen. Die Funktion und das Flexverhalten der Suntour kann man als akzeptabel bewerten. Die schmalen Little Albert von Schwalbe in der Breite 2.1 bieten wenig Rollwiderstand bei weitgehendst guter Haftung. Schwächen leistet sich der Reifen im nassen Terrain, hier schmiert er schon mal gerne weg. Das Herzstück des Black Forest, der superleichte und steife Rahmen, überzeugt durch gute Verarbeitung und einer erstklassigen Lackierung. Die Schlagworte heissen „German Lightweight Technology“ und „Superlight Double-Butted 7005 Alloy bioval tubing“.

Die Liebe steckt im Detail. Kabelbindersockel zur Befestigung der Bremsleitung, der integrierte Steuersatz und die edel wirkende matte Lackierung. In Verbindung mit den eingesetzten Komponenten wird die auf die Pedalen gebrachte Energie prompt in Vorwärtsbewegung umgesetzt. Beim steilen Klettern ist allerdings ein leichter Druck des Fahrers auf die Front des Black Forest nötig, weil es sonst die Nase hebt. Etwas Nervosität tritt auf ruppigem Untergrund auf. Das Bike fährt sich ansonsten sehr kontrolliert und die Magura Julie lassen das leichtgewichtige Bike schnell und gut dosierbar verzögern. Die Sitzposition ist sportlich entspannt und auch bei längeren Fahrten verkrampft sich der Biker nicht.

Das Black Forest passt einfach. Rahmengeometrie, Sitzposition, Lenker und Vorbau bilden ein hervorragendes Gesamtkonzept. Eine sechs Stunden andauernde Fahrt quer durch das Ruhrgebiet hinterließ bei mir, abgesehen von meinem Allerwertesten, keinerlei Spuren. Das beim Black Forest eine erstklassige Schaltung wie die Shimano XT verbaut wird, bedarf keiner weiteren Ausführung. Auch die Verwendung von Shimano LX Komponenten wie Umwerfer und Hollowtech Kurbeln bedürfen keiner weiteren Erläuterung. Das Bike fährt und fährt und fährt. Keines der angebauten Teile bereitete während des Tests irgendwelche Probleme, mit Ausnahme der Pedalen.

Aber eingefleischte XC-Biker werden sich wahrscheinlich sowieso Klickpedalen montieren. Auch eine ruppige Fahrweise und kleinere Jumps toleriert das Leichtgewicht, aber hier bitte in Maßen. Das Black Forest will dem Namen gerecht eingesetzt werden. Ein Bike mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis, welches XC- und Tourenfahrten zum Spaß werden lässt. Wald, Felder und Straße sind die Domänen, wo sich das Bike und der darauf befindliche Biker pudelwohl fühlen. Auf beiden Rädern oder auch mal auf einem Rad im Wheelie fahrend 🙂

Preis: 999,00 Euro
Gewicht: etwa 12,6 kg

Mehr Infos unter www.focus-bikes.de