Die Bikepark Bau Profis von Turbomatik im Interview: „Traumberuf, aber nichts für Träumer“

Das Team von Turbomatik aus dem sauerländischen Warstein macht genau das, wovon viele Biker träumen: Professionell Bikeparks planen und bauen. Die Streckenbau-Profis decken mit ihrem Angebot die gesamte Bandbreite des Radsports ab, vom Flowtrail über Dirt und BMX bis zum Downhill. Aber ist dieser Beruf wirklich ein Traumberuf oder am Ende doch nur harte Arbeit? Wir hatten den Günter von Turbomatik Bikeparks im Interview – und haben einiges über den Bau von professionellen Anlagen erfahren.

Foto: Turbomatik

Ihr seid ja schwer aktiv im Bau von Bikeparks. Seit wann baut Ihr professionelle Anlagen und wie kam es zu der Idee?

Inspiriert von Events wie dem „Münster Monster Mastership“- Skatecontest und den BMX- Contests im Kölner Jugendpark haben wir uns bereits 1988 eine eigene Quarter Pipe und verschiedene Streetramps für Skateboard & BMX gebaut. 1992 stand unser erster, kleiner BMX- Dirtspot. 1995 habe ich mir vom Azubi-Gehalt ein GT Mountainbike gekauft, und war dann schnell vom MTB Fieber infiziert. Da es zu der Zeit nur wenige Angebote in Sachen Trails, Skate- & Bikeparks gab, haben wir einfach selbst zu Werkzeug und Schaufel gegriffen.

Skate- & BMX Parks bauen wir professionell seit 2002 – Am Parkbau der BMX Worlds Köln, COS Cup Splash Festival, Skate & BMX Park Zeche Amalie Essen etc. waren wir beteiligt, Skate & BMX Park Wermelskirchen und Warstein waren beispielsweise eigene Projekte.

Outdoor- Bikeparks, Dirtparks, Tracks und Trails bauen wir seit 2008, da fiel der Startschuss für unseren eigenen Bikepark mit Lift – der „Warsteiner Bikepark“. Diesen haben wir dann ca. zwei Jahre lang selbst betrieben und dann an die jetzigen Betreiber weitergegeben.

Beim Bau unseres Parks sind glücklicherweise dann auch noch viele nette Leute aus der Szene zu uns gestoßen, unter anderem auch Felix Rosendahl und Mike Born. Vor allem Mike – er hat die längste Erfahrung im Bau von großen Slopestyle- Elementen und dicken Kickern – konnte dem ganzen Team gute Tipps beim Trailbau vermitteln.

Parallel zu den Bauprojekten haben wir auch viele „DIY“ Events und Contests organisiert und waren auch beispielsweise beim Dirtmasters Festival in Winterberg ab 2007 von Anfang an aktiv dabei.

Durch die gute Resonanz des Warsteiner Bikeparks kamen die ersten Aufträge dann quasi automatisch – wir wurden von verschiedenen Vereinen, Kommunen und Mountainbiker_innen angesprochen, ob wir auch woanders Parks & Pumptracks bauen würden.

Foto: Turbomatik

Ein Traumberuf – oder doch einfach nur verdammt harte Arbeit und viel Stress?

Definitiv ein Traumberuf, aber nichts für Träumer. Es steckt schon ein bisschen Organisation und Verantwortung dahinter.

Da wir häufig öffentliche Parks bauen, müssen natürlich alle Regularien beachtet werden. Zudem ist unser Ziel, möglichst viele Biker_innen glücklich zu machen, und dabei ist die Schwierigkeit, dass die kleinen Obstacles auch den Geübten noch Spaß machen sollen und die großen Kicker nicht gleich den Tod für die Anfänger und Normalos bedeuten. 🙂

Welches Projekt war für Euch die größte Herausforderung – und warum?

Auha – schwierig zu beantworten – vielleicht war es unser eigener Park (Warsteiner Bikepark), da der Bau relativ umfangreich war – mit Strecken für fast alle „Gravity- Disziplinen“. Zudem wurde das komplette Genehmigungsverfahren mit allen behördlichen Belangen und der gesamte Betrieb inkl. Lift, Hüttengastronomie etc. von uns abgewickelt.

Eigentlich liegt die größte Herausforderung jedoch darin, dass jeder einzelne Park richtig gut wird – auch der kleinste Spielplatz- Pumptrack. Auch wenn die Gegebenheiten mal nicht so optimal sind, z.B.: schwierige Gelände- und Bodenverhältnisse, Sauwetter, Termindruck etc., muss man die Gelassenheit bewahren und solange baggern, schaufeln und festklopfen, bis der Flow passt. Wenn das aktuelle Projekt genau so gut oder auch ein klitzekleines bisschen besser wird als das vorherige, haben wir unser Ziel erreicht! 😉

Im Frühjahr 2019 werdet Ihr in der Eifel-Gemeinde Pronsfeld einen neuen Bikepark aus dem Boden stampfen. Was macht das Projekt dort für Euch interessant?

Die Planungsphase für Pronsfeld ist quasi durch, allerdings sind noch einige behördliche Schritte abzuwarten. Der Park wird ein kleiner Übungsparcours mit Dirtline, Techniktrail & Pumptrack.

Wegen Naturschutzvorgaben ist nicht das komplette Gelände freigegeben, was jedoch in diesem Fall kein Nachteil ist.

Das Schöne am Park in Pronsfeld ist das leicht abschüssige Gelände für die Dirtjumps und den Trail und die relativ flache Ebene am Ende der Lines für den Pumptrack. Damit lässt sich die ganze Geschichte optimal kombinieren. Dadurch das der Techniktrail auch als Backtrack zum Starthügel genutzt werden kann, ist die ganze Zeit Bike-Action ohne Leerlauf angesagt.

Foto: Turbomatik

Viele Biker versuchen sich ja selbst im Bau von Pumptracks, Dirts und Flowlines. Was unterscheidet einen professionell gebauten Bikepark von einem mit Spaten und Schaufel selbst angelegten Home-Spot?

Privater Homespot, Bikeparks & Kicker für Events, Contests und Shows und die öffentliche Anlage als Trailpark oder Dirtspot sind mitunter komplett unterschiedliche Kisten mit teilweise komplett unterschiedlichen Vorgaben und Zielen.

Ein geil gebauter Homespot, der über Jahre mit viel Schaufelpower & Herzblut gewachsen ist, kann man nur schwer mit einem Spot vergleichen, welcher in 2-3 Wochen mit Bagger & Rüttelplatte entsteht.

Einer der besten „handshaped“ Dirtspots steht in der Nähe von Augsburg. Hier sind unsere Freunde vom Leafcycles Team seit nun fast 20 Jahren aktiv am buddeln. Da ist jeder Millimeter perfekt ausgenutzt – die perfekte Dirtjump-Pumptrack-Achterbahn.

Für einen handgebauten Homespot müssen ein paar glückliche Gegebenheiten passen, z.B.: die richtige Crew, das passende Gelände, guter Boden, der sich per Hand shapen lässt etc. Mit Maschinen kann man auch mit steinigem Material gute Ergebnisse erzielen, mit der Hand wird es da schwierig.

Ein weiterer grundlegender Unterschied ist die Sicherheit. Beim privaten Hometrail entstehen die Obstacles intuitiv, da kennen alle Ihren eigenen Spot, da darf und soll es komplett verspielt sein und zickzackmäßig abgehen – gerne mit technisch höherem Anspruch und vielen Kreuzungen, kleinen und großen Doubles, Drops, tricky North Shore Kram etc.

Beim öffentlichen, professionell gebauten Park achten wir z.B. sehr auf die Übersichtlichkeit. Beispielsweise keine Doubles in der Table Line oder umgekehrt. Auch technisch anspruchsvollere Klamotten findest Du bei uns nicht direkt nach Anliegern oder an unübersichtlichen Stellen.

Wie läuft ein Bikepark-Projekt eigentlich im Allgemeinen ab – von der ersten Idee über die Planung bis zur „Schlüsselübergabe“?

Meistens melden sich die interessierten Biker_innen bei uns, häufig auch Leute vom Jugendzentrum, Vereinen oder Verwaltung. Erste Ideen und Skizzen werden dann direkt per mail und Telefon hin- und hergeschickt.

Der nächste Schritt ist dann der Planungsworkshop vor Ort mit allen Interessierten und Beteiligten. Bei größeren Projekten auch mit mehreren Terminen. Hier greifen wir die Ideen der Locals auf und erarbeiten gemeinsam die ersten Entwurfskizzen für das Projekt.

Auf dieser Basis zeichnen wir dann die nötigen Bau- und Streckenpläne und erstellen für jedes Projekt ein passendes Konzept, sprich ein mehrseitigen Infoflyer mit Bildern und Beschreibungstexten, damit auch die beteiligten Fußgänger_innen verstehen, was wir da fahrradmäßig vorhaben.

Wenn nötig, holen wir noch Fachleute mit ins Boot – Stichworte Naturschutz, Lärmschutz, Baurecht etc.

Wenn dann die Pläne von den Biker_innen und allen Beteiligten abgesegnet wurden, setzen wir uns hin und machen die Kostenaufstellung und schauen, was die Leute vor Ort ggf. selbst vorbereiten können.

Sofern dann alles gut läuft, müssen sich dann alle noch etwas gedulden bis alle Angebotsverfahren, Genehmigungen und Vorbereitungen durch sind, was leider auch mitunter noch viele Monate dauern kann.

Sobald dann Bautermin und Wetter passt, stellen wir das passende Team zusammen und legen los.

Gibt es seitens der Auftraggeber manchmal auch Ideen oder Vorgaben, die so nicht realisierbar sind?

Fast immer, aber oft sind es nur Details, die wir dann gemeinsam beim Workshop passend machen.

Wenn ihr die freie Wahl hättet: In welchen Regionen oder Ländern würdet ihr gerne unbedingt mal einen Spot aufziehen?

Jamaika & die Karibik wäre evtl. ganz nett, hahaha … Vielleicht klappt`s ja mal.

Wir haben in diesem Jahr 2 Planungen für Parks in Rumänien gemacht. Leider ist noch nicht klar, ob die Projekte realisiert werden.

Wir haben aber schon öfter die Erfahrung gemacht, dass die Leute in Gegenden, wo es noch nicht so viele Skatehallen, Betonparks oder Bikeparks gibt etwas engagierter sind und richtig Bock haben, hier etwas entstehen zu lassen. Solche Projekte sind natürlich für uns dann auch immer etwas Besonderes.

Was macht ihr eigentlich im Winter? Outdoor ist ja zumindest in Deutschland wahrscheinlich nicht viel machbar, oder?

Enduro fahren, Bier trinken und ausschlafen!

Aber leider nur manchmal, denn wir haben auch noch einen kleinen Bikeshop und der Winter ist natürlich die beste Zeit für die Bikepark-Planungen! 🙂

Vielen Dank für das Interview!

Danke Dir und der Fraktur Crew!
Rock’n’Roll!

Mehr Infos zu den Bikepark Bau Profis von Turbomatik und deren Projekte findet ihr unter www.bikepark-bau.de