Der Aufwärtstrend der Fahrräder mit eingebautem Rückenwind scheint nicht abreißen zu wollen. Egal ob Tourer oder Trekkingrad, E-Bikes und Pedelecs sind beliebter denn je. Eine bestimmte Gruppe Radfahrer wehrt sich aber immer noch! Wer mit einem E-MTB unterwegs ist, stößt bei Mountainbikern nach wie vor auf Unverständnis und skeptische Blicke. Mit dem Univega Alpina HT-E70 hatten wir solch ein E-MTB, genauer gesagt ein Mountain-Pedelec, im Test.
Abgesehen von dem mächtigen Akku, der Bedienkonsole, dem Kabelbaum und dem voluminösen Hinterradnabenmotor, handelt es sich bei dem Univega – nicht nur optisch – um ein normales Mountainbike Hardtail mit Diamantrahmen. Der Rahmen ist solide verarbeitet und zeigt sich modisch in schwarz matt. Die grünen Absetzungen am Rahmen und den Anbauteilen sorgen für ein sportliches Erscheinungsbild. Auch der Akku passt sich farblich harmonisch in das stimmige Gesamtbild ein.
An der Front versieht eine Rock Shox Recon Gold RL mit 100 mm Federweg ihren Dienst. Das Blockieren der Gabel geschieht bequem vom Lenker aus. Die Schalthebel entstammen Shimanos SLX Serie, während das Schaltwerk aus der höherwertigen XT Serie stammt. Die Kurbelgarnitur ist ebenfalls der XT-Serie entnommen. Lenker, Vorbau, Sattelstütze sowie Sattel sind von Concept und optisch perfekt auf das Bike abgestimmt.
Interessant ist die Wahl der Reifen an unserem Testbike: Vorne rollt das Pedelec auf Schwalbes Nobby Nic 2.25, hinten dagegen auf Schwalbes Racing Ralph 2.25. Das Plus an Grip an der Front macht sich definitiv bemerkbar. Um Kosten zu sparen verbauen Hersteller gerne preiswerte Naben. Univega lässt sich nichts zu Schulden kommen und spendiert dem Alpina HT-E70 eine Shimano XT Vorderradnabe. Die mitgelieferten Sport-Pedalen haben wir allerdings direkt gegen Plattformpedalen getauscht.
Für die elektische Power sorgt ein BionX PL250G2 Hinterradnabenmotor. Energielieferant ist der auf dem Unterrohr angebrachte 48 Volt Li-Ion Akku mit 6,6Ah/316Wh. In Zaum gehalten wird das schwarze Rädchen von der speziellen E-Bike-Bremse Auriga E-Sub mit Rekuperationsschalter. So ausgestattet bringt das Pedelec, für das man knapp 2700 Euro auf die Ladentheke legen muss, in der Größe 44 etwa 20,7 Kilogramm auf die Waage. Den klappernden Akku haben wir mit einem untergelegten Stück Fahrradschlauch erstmal dingfest gemacht.
Am Testbike war die Bremsstärke der Motorbremse (Rekuperationsstärke) zu hoch eingestellt. Das Bike neigte beim Bremsen in Kurven, durch die danach zeitlich leicht versetzt einsetzende Motorbremse, zum Abkippen. Kein Drama, da sich die Rekuperationsstärke einstellen lässt. Das geschieht, wie auch das Einstellen der Uhrzeit oder des Radumfangs, durch Programmierung mittels der LCD Bedienkonsole.
Die LCD Bedienkonsole dient nicht nur zur Steuerung des BionX Systems, sondern gibt beispielsweise auch Auskunft über die Geschwindigkeit, die gefahrenen Kilometer und die Uhrzeit. Ohne große Erläuterungen finden sich selbst Technikverweigerer auf dem gut ablesbaren Display sofort zurecht. Die Bedienkonsole ist leicht bedienbar nah am Lenkergriff angebracht. So lässt sich bequem vierstufig bis zu 300% Unterstützung mobilisieren! Ein Wert, der nicht nur auf dem Papier überzeugt!
Aufladen lässt sich der Akku mit dem mitgelieferten Netzteil. Der Akku kann am Bike als auch separat geladen werden. Gegen Langfinger ist der Akku am Bike mit einem Schloss gesichert. Eine weitere Möglichkeit zum Laden des Akkus besteht durch Aktivierung des Generatormodus an der Bedienkonsole – auch hier ist vierstufig einstellbar, wieviel Muskelkraft in den Akku fließen soll. Die Bremse führt bei Betätigung dem Akku ebenfalls Energie zu.
Die Sitzposition des HT-E70 ist sportlich ausgelegt. Das Bike rollt auch ohne Unterstützung leichtfüßig, nur der Antritt gestaltet sich ohne Unterstützung durch die Masse etwas zäh. Was soll’s, Unterstützung einschalten und ab geht die Post! Etwas gewöhnungsbedürftig ist der zeitlich leicht versetzt einsetzende Schub des BionX Motors. Der Schub, den der Hinterradnabenmotor von BionX entwickelt, ist wahrlich beeindruckend.
Egal ob es heftig von vorne stürmt oder die Heidi auf der Alm zum Gipfelsturm motiviert, es scheint kein Berg zu steil und kein Berg zu hoch zu sein. Auf sehr steilen Rampen hat man eher das Problem, dass die Nase des Bikes steigt oder das Hinterrad, zum Beispiel auf Wiesenauffahrten, durchdreht. Hier könnte man natürlich auch hinten noch den Nobby Nic aufziehen. Die Motorbremse sorgt, je nach Rekuperationsstärke, für eine mächtige Bremswirkung.
Das fällt vor allem dann auf, wenn man die Bremsstärke der Motorbremse bewusst stark verringert. Die Auriga E-Sub Bremse könnte in unseren Augen etwas kraftvoller zur Sache gehen, verrichtet ihre Arbeit aber ansonsten makellos. Bauartbedingt bzw. dem Gesetz verpflichtend schaltet sich die Unterstützung bei etwa 25 km/h ab. Wer schneller unterwegs sein möchte, muss das mit 100% Muskelkraft bewerkstelligen. Der Nachteil ist das im Vergleich zu einem normalen MTB höhere Gewicht des Pedelecs.
Perfekt abgestimmt bereitet das Univega HT-E70 mächtig Spaß. Forst- und Feldwege werden zur Spielwiese für das Bike. Besonders die Beschleunigung aus Kurven lässt die Moral der nicht motorisierten Biker schnell sinken. Das ändert sich auch nicht bei Passagen bergan. Während andere schnaufend Meter für Meter zurücklegen, radelt man entspannt bergan – und das meistens auch noch schneller! Mit dem kräftigen Akku kann man so die anderen Biker eine ganze Weile auf Trab halten!
Bei schnellen Lastwechsel auf kurvenreichen Pisten agiert das Univega etwas träge. Das hohe Gewicht des hinteren Laufrades mit knapp sieben Kilogramm lässt das Bike auf ruppigen Passagen bergab etwas rüder zur Sache gehen als gewohnt. Ähnlich verhält es sich bei Kanten und Sprüngen. Das Mehrgewicht des hinteren Laufrades ist hier ein großer Nachteil. Ein Nachteil, welcher natürlich auch bei Tragepassagen – wie beim AlpenX – zum Tragen kommt.
Die Frage der Reichweite des Bikes lässt sich nicht so einfach beantworten, da diese von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Wie ist das Gelände, wieviel Energie muss der Akku dem System zuführen? Grob könnte man sagen, dass im Flachland – ohne nennenswerte Steigungen – Tagestouren durchaus möglich sind, im Bergischen könnte das aber, stark abhängig von der körperlichen Verfassung des Fahrers, sehr eng werden. Drei Stunden muss man für das Laden des Akkus schon einrechnen.
Sollte keine Ladestation oder ein zweiter Akku verfügbar sein, lässt sich das Univega HT-E70 natürlich auch mit purer Muskelkraft fortbewegen. Die Schaltvorgänge sind sauber und exakt und auch die Federgabel versieht unauffällig ihren Dienst – da gibt es nichts zu Meckern. Meckern müssen wir allerdings über den Sattel. Der sieht optisch zwar fesch aus, aber bei längeren Touren zeigt sich der Sattel doch sehr unbequem.
Mit dem Univega HT-E70 bekommt der Käufer ein gutes und solide aufgebautes Mountainbike. Besonders bei MTB-Touren mit ständigem Auf und Ab spielt das Univega seine Trümpfe voll aus. Das Univega HT-E70 ist auf jeden Fall eine Bereicherung im Bereich MTB, da es selbst weniger trainierten Fahrern Touren mit einem anspruchsvollen Höhenprofil ermöglicht. Den Stärken des Bikes stehen aber auch, wie so oft im Leben, Schwächen gegenüber.
Farbe: Magicblack matt
Größen: 44, 48 und 52
Preis: 2699,99 Euro