Der Hauptrahmen in der Farbe Orange mit der weißen Schwinge, dazu die poppigen Decals. Zweifellos lässt sich Kona von Jahr zu Jahr etwas einfallen, zumindest was die Optik betrifft. Auf den ersten flüchtigen Blick scheint, abgesehen vom MagicLink des Coilair, Kona nach dem Motto „Never change a running system“ zu agieren. Somit bleibt einem auch beim Stinky des Jahres 2009 der abgestützte, bewährte und robuste Eingelenker erhalten. Also alles beim Alten? Ja und Nein, die Lösung steckt im Detail!
Bereits für das Modelljahr 2007 hatten wir das Kona Stinky unter die Lupe genommen. Jetzt wartete das 2009er Modell mit scharrenden ungeduldigen Hufen darauf, von uns hart rangenommen zu werden. Kona verpasst dem Stinky nicht nur im Jahrestakt einen neuen Anstrich, sondern passt auch die Geometrie und die Wippe den Gegebenheiten und Ansprüchen der Fahrer an. So ist der Lenkwinkel in den letzten Jahren immer flacher geworden und pendelt sich beim neuen Modell bei 64,5 Grad ein. Vergleichsweise hatte das Modell 2007 einen Lenkwinkel von 66,5 Grad und das Modell 2008 65,3 Grad.
Auch die Kettenstrebenlänge hat sich in den Jahren verändert. So verringerte sich die Länge der Kettenstrebe von knapp 455 mm auf 440 mm. Auffällig ist das 1.5er Steuerrohr des Stinky 2009. Ebenfalls immer im Visier der Konstrukteure ist die Wippe, die sich von Jahr zu Jahr schöner und edler präsentiert – auf Ausfräsungen hat Kona wohlweislich verzichtet. Nicht alles erweist sich als positiv, so lässt sich die Sattelstütze leider nicht komplett versenken, was die Fahrt zum Spot etwas beschwerlicher macht. Das Kampfgewicht des Kona beträgt ohne Pedalen etwa 18,5 Kilogramm – kein Leichtgewicht, aber diesen Punkt wollen wir nicht überbewerten, denn das Kona Stinky ist für das Grobe gedacht.
Das Stinky ist das Werkzeug für den harten Einsatz. Phatte Drops, steile Serpentinen, ruppige Abfahrten, Jumps und Obstacles sind der Einsatzbereich des orangefarbenen Spaßmobils. Das Bike zeigt sich im Test schlicht und hart im Nehmen zugleich, auf Schnickschnack wird verzichtet. Der Biker soll sich auf das Wesentliche konzentrieren, das Biken, nicht auf friemelige Geometrieänderungen – essentielle Grundeinstellungen des Fahrwerks, wie die Zugstufe, sind natürlich möglich. Der Hinterbau bietet satte etwa 18 cm Federweg, wobei das Fahrfeeling wirklich einen sehr satten Eindruck macht. Als Dämpfer verbaute Kona den Marzocchi Roco Coil R. Dazu gesellt sich als Gabel die Marzocchi 66 RCV, welche ebenfalls 18 cm Federweg bietet.
Das Bike wirkt wuchtig und die Front etwas hoch, fährt sich auf den Trails aber sehr geschmeidig. Heck und Front harmonieren sehr gut, schnelle Kurven erfordern ein wenig Druck auf die Front. Besonders die Handlichkeit des Bikes begeistert, es lässt sich schön um die Kurven peitschen – das ausgewogene Fahrwerk sorgt für die nötige Ruhe. Nur bei sehr verblockten Passagen kommt etwas Unruhe auf, spätestens dann, wenn man den Finger an der Bremse hat. Abhilfe würde hier das Kona eigene D.O.P.E System des Kona Stinky Deluxe schaffen, welches die Bremskräfte vom Hinterbau entkoppelt. Ein System, welches wirklich ganz hervorragend funktioniert, wie wir schon feststellen durften.
Wo wir gerade bei der Bremse sind, hier sorgt die Hayes Stroker Trail für die nötige Verzögerung. Lobenswert ist, dass Kona dem Stinky direkt die großen 203er Scheiben spendiert hat – vorne als auch hinten! Kona weiß, was Biker wünschen – so scheint es auf jeden Fall. So sorgt eine e.thirteen Kettenführung dafür, dass die Kette dort bleibt wo sie hingehört. Geschaltet wird mit Shimanos SLX, da gibt es auch nichts zu meckern. Für den nötigen Grip sorgen 2.5er Maxxis Minion DH, um auch brenzelige Situationen am Rande der Haftung souverän zu meistern. Die RaceFace Ride DH Kurbel als auch die von Kona stammenden Lenker, Vorbau und Schraubgriffe gefallen.
Überzeugend ist das breite Einsatzgebiet, welches das Stinky abdeckt. So ist das Stinky nicht nur gut zu Land, sondern auch gut zu Luft! Das Bike wirkt beim Jumpen etwas träge und braucht schon ein wenig aktive Unterstützung des „Piloten“, begeistert aber durch ein absolut gutmütiges Flugverhalten – nichts scheint unkontrolliert. Wenn es mal nicht hundertprozentig passen sollte…we don’t care… „Pilot“ als auch Stinky nehmen es gelassen hin. Wer jetzt meint, so ein Hobel lässt sich per Muskelkraft wohl kaum zum nächsten Spot bewegen, irrt. Es geht, überraschend gut sogar…wenn das kleine Manko mit der Sattelstütze nicht wäre.
Zwei Jahre liegen zwischen den beiden Tests, aber man kann wirklich behaupten, dass Kona nicht die Füße zum Himmel streckt und die „Sache“ einfach laufen lässt. Sicherlich hält Kona an dem bewährten Hinterbau fest…wieso aber auch nicht, der Hinterbau hat sich bewährt und ist ausgereift – und funktioniert tadellos. Wer sich an den auf den Hinterbau wirkenden Bremskräften stört, kann sich für das mit dem D.O.P.E System ausgestattete Stinky Deluxe entscheiden oder einfach das D.O.P.E System nachrüsten. Die jährlichen Überarbeitungen zeigen, wie sehr Kona den wachsenden Ansprüchen der Bikergemeinde folgt. Auch für das Modelljahr 2009 erweist sich das Stinky als feste Größe für den Besuch im Bikepark oder den heimischen Spot. Faire 2200 Euro für viel Bike und viel Spaß!
Größen: 15″, 15.5″, 16″, 16.5″, 17″
Farbe: Gloss Orange/Gloss White
Gewicht: etwa 18,5 Kilogramm (ohne Pedalen)
Preis: 2199 Euro
Mehr Infos unter www.konaworld.com