Deutsche Mountainbiker sieht man hier selten. Nein, die Deutschen ziehen die andere Rhone-Seite vor: Die Alpen oder weiter im Süden die Provence. Florence, unsere Gastwirtin bei unserem Aufenthalt in dem kleinen beschaulichen Dörfchen Mézilhac, bestätigt mt diesen Worten den Eindruck, den wir bei unseren Touren durch das Zentralmassiv gewonnen haben. Dabei ist das Massif Central, wie die Franzosen das Zentralmassiv nennen, ein Bikeparadies par excellence.
Viele kennen die beeindruckenden Ausläufer des Zentralmassivs vom Reisen in den Süden, in die Provence oder an die spanische Mittelmeerküste. Richtung Süden fahrend, blickt man von der Autobahn A7/E15 ab Lyon auf die rechts liegenden schroffen Felswände des Massif Central. Etwa 15 Prozent der französischen Fläche belegt das Zentralmassiv. Der höchste Punkt liegt bei 1886 Meter, dem Puy de Sancy (Mont Dore) in der Nähe von Clermont-Ferrand.
Trails finden sich praktisch direkt vor der Haustüre. Die vielen Wanderwege eignen sich hervorragend zum Biken. Auf jeden Fall sollte man sich eine regionale Wanderkarte anschaffen. Fast überall in Frankreich sind die Karten des „Institut Geographique National“, kurz IGN, erhältlich. Die Genauigkeit der regionalen Karten konnte uns schon in der Provence überzeugen. In den Touristenbüros, den „Office de Tourisme“, manchmal aber auch in den Zeitschriftenläden, bekommt man für kleines Geld spezielle Mountainbike-Karten mit ausgearbeiteten Mountainbikerouten. Die Wanderwege erinnern einem vom Charakter an die Wanderwege in der Provence. Die Wege sind oft sehr steinig, manchmal sogar gröllartig. Doch auch Waldwege und Forstwege findet man hier. Selbst die Fahrt mit dem Bike über Straße kann sehr angenehm sein. Viele kleine Straßen schlängeln sich durch die Berge. Nur wenige Autos passieren einen auf den kleinen Straßen. Manche Orte weisen noch nicht einmal eine Buslinie auf.
Man schätzt die Deutschen. Die Motorradfahrer, die das Zentralmassiv durchstreifen, wären immer korrekt gekleidet und verhielten sich im Straßenverkehr vorbildlich. Kein „wilder Haufen“ wie ihre französischen Landsleute, erklärt uns Florence. Mit einem Lächeln fährt Florence fort „naja, außer wenn die deutschen Motorradfahrer auf französische Motorradfahrer treffen würden…dann wäre es mit der vorbildlichen Fahrweise vorbei. Aber nur dann!“. Die Menschen sind sehr offen und freundlich. Wie wir es bereits aus der Provence kennen. Die Sprache ist französisch, französisch und nochmal französisch. Doch das sollte nicht abschrecken, im Gegenteil. Wer unbedingt englisch sprechen möchte, sollte es in dem Irish Pub in Aubenas versuchen. Bei einem guten Guinness. Oder eines der vielen anderen Sorten Bier 😉
Eine sehr schöne Tour mit ausreichend Höhenmeter und abwechslungsreichen Wegbeschaffenheiten bietet der Wanderweg GR420-427 vom Col du Pranlet über Saint-Andeol-de-Fourchades und Brion nach Le Cheylard. Die genaue Tourenbeschreibung findet sich in den offiziellen Karten des Office de Tourisme „Le Cheylard e son canton“. In diesem Fall wären das die Karten 1, 16, 15 und 18. Der Wanderweg führt teilweise über einen Bergkamm mit einem unglaublichen Ausblick. Die zum Teil heftigen Abfahrten verlangen höchste Aufmerksamkeit und Konzentration. Die beste Jahreszeit für den Besuch des Zentralmassivs ist von Mai bis Oktober. Zumindest für Mountainbiker. Wir sind in den Bergen, im März kann mitunter noch hüfthoher Schnee liegen, der Wind ist noch sehr stark oder es gibt gar Schneestürme. Viele Franzosen zieht es über den Winter ins das Zentralmassiv. Zum Skifahren. Wir sind halt in den Bergen 🙂