Boppard Bikepark – Spot-Check

An Europas größter Rheinschleife läßt es sich gut leben. Die Einwohner der Stadt Boppard, etwa 20 Kilometer von Koblenz entfernt gelegen, werden mit einem herrlichen Blick auf eine geradezu bezaubernde Landschaft verwöhnt. Für den kulinarischen Genuß sorgt der in der Gegend angebaute Wein mit den obligatorischen Weinfesten im Spätsommer. Diese Tatsache lockt sehr viele Touristen in die Stadt, die trotz des starken Tourismus nichts von ihrem Charme eingebüßt hat. Der Blick in die Straßen läßt das Durchschnittsalter der Besucher auf über fünfzig vermuten.

Das könnte und sollte sich in Zukunft ändern. Grund dafür ist der Bikepark Boppard. Mit Erschaffung eines Erlebnisparks für Mountainbiker könnte in Zukunft ein frischer Wind durch Boppards Gassen wehen. Wie schon die Bikeparks im Sauerland zeigen, läßt es sich mit Mountainbiker gut leben. Netter Nebeneffekt für die Stadtherren und die Tourismusbranche ist das Klingeln in der Kasse. Wir haben uns am ersten Septemberwochenende 2005 auf den Weg nach Boppard gemacht, um die aktuelle Lage des Bikeparks abzuchecken.

Der Bikepark ist anhand des ortsansässigen Sessellitftes leicht zu finden. Wer nach Hinweisschildern zum Bikepark sucht, kann lange suchen. Es gibt keine. Auch die Anfrage beim Personal des Sesselliftes, bezüglich Mitnahme der Bikes, sorgt für lange Gesichter. Die Mitnahme der Bikes per Sessellift ist noch nicht bewilligt, da der Bikepark offiziell noch gar nicht eröffnet wurde. Schon im Mai hätte der Park, nach Aussage des Personals, eröffnet werden sollen. Bisher Fehlanzeige. Im Gespräch mit den Locals, den Erbauern der Strecke, zeigte sich leichte Frustration. Das ganze Projekt läuft mittlerweile fast zwei Jahre, die Abnahme der Strecke scheiterte, nach deren Aussage, bisher an Kleinigkeiten.

Tatsächlich zeigt sich bei der Begutachtung der Strecke die professionelle Bauweise der Rampen, Wallrides und Northshores. Wir haben schon offizielle Strecken gesehen, die im Vergleich zu Boppard geradezu aberteuerlich zusammengeschustert wurden und dennoch den Segen bei der Streckenabnahme fanden. Wir konnten in Boppard definitiv keine Mängel feststellen. Die Freeridestrecke, welche etwa 250 Höhenmeter Abfahrtsspaß bietet, ist mit Sinn und Verstand angelegt. Dabei bieten jede Menge Sprünge, Rampen, Wallrides und Anlieger Spaß für Anfänger als auch Pros.

Alle Teilstücke lassen sich umfahren und können daher auch von Novizen, mit entsprechender Vorsicht, unter die Räder genommen werden. Der staubige Untergrund bietet allerdings keinerlei Wurzeln oder Steinpassagen. Die Bezeichnung als Freeridestrecke, mit den zum Teil recht hohen Sprüngen, ist gerechtfertigt. Abseits des Bikeparks verläuft unter dem Sessellift ein steiniger und technisch anspruchsvoller alpiner Wanderweg, der des Downhillers Herz höher schlagen läßt. Da dieser Weg aber eigentlich nicht befahren werden sollte, werden wir hier nicht weiter ins Detail gehen.

Auf dem Berg, am Start des Freerides, können sich auch Dirtjumper heftigst austoben. Mehrere Dirtlines locken die Herren und Damen der Lüfte. Die über drei Meter hohe Startrampe sorgt für den nötigen Speed. Auch die Freerider kommen in den Genuß einer eigenen, etwa drei Meter hohen Startrampe. Man sieht, in diesem Park steckt Geld. Und sehr viel Arbeit. Das Hinhalten der Locals bezüglich einer offiziellen Eröffnung des Parks bedeutet natürlich Frust.
Unglaublich, wenn man sieht, daß der Park eigentlich fertig ist.

Da der Sessellift uns Biker nicht befördern darf, bietet sich eine kleine asphaltierte Straße, die auch mit dem PKW befahren werden darf, zum Shutteln an. Die Straße läßt sich zur Not sogar mit einem DH-Boliden hochkurbeln. Das kostet natürlich Körner, die man eher für die Abfahrt gebrauchen könnte. Im Gespräch mit verschiedenen Bikern mischt sich die Begeisterung für diesen Park mit der Enttäuschung über den fehlenden Biketransport per Sessellift. Eine Tatsache, die sicherlich viele Biker von einem Besuch dieses schönen Bikeparks abhalten wird.

Also ihr Herren Stadträte und Verantwortlichen der Stadt Boppard, gebt den Bikepark, der ohnehin bereits kräftig befahren wird, und die Benutzung des Sesselliftes für den Biketransport, zu angemessenen und realistischen Preisen, offiziell endlich frei!

Fazit:

Sehr geiler Spot zum Austoben! Durchdacht und mit Sinn umgesetzt. Flow garantiert! Einzig die fehlende Transportmöglichkeit des Bikes mit dem Sessellift mindert den Spaß! Wir kommen auf jeden Fall wieder! Mit oder ohne Sessellift!

Anfahrt:
In Boppard am Sessellift der Straße bis zum Kyfhäuser Weg folgen, danach den Kyfhäuser Weg in Richtung Vierseenblick einschlagen. Etwa 1,5 Kilometer Anstieg.

Update Bikepark Boppard 05.10.2006: Sesselliftbetrieb für MTB

Seit Juni 2006 bietet der Bikepark Boppard endlich einen Sesselliftbetrieb auch für uns Biker an. Der Preis für den Transport eines Erwachsenen beträgt für die Tageskarte 20 Euro und für die 10er-Karte 37 Euro. Allerdings sollte man etwas Zeit mitbringen. Die Auffahrt dauert etwa 20 Minuten, dazu kommt natürlich noch die Wartezeit am Lift. Der ist zwar meist nicht überfüllt, aber für Mountainbikes gibt es nicht so viele Haken. Biker mit extremer Höhenangst können sich auf harte Zeiten einrichten! Der Sessellift erreicht eine Höhe von etwa 20 Metern. Der Sesselliftbetrieb läuft bis Ende Oktober. Viel Spaß!